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Ökologische Sanierung 27.11.2025, 10:00 Uhr

Ein Lost Place wird zum Lernort der Zukunft

Aus einer verlassenen Bundeswehr-Garage entsteht ein moderner Lernort: Die Freie Waldorfschule Braunschweig zeigt, wie nachhaltige Architektur, Naturkalk und innovative Energiekonzepte einen „Lost Place“ in gesunde, lebendige Unterrichtsräume verwandeln können. Ein Vorzeigeprojekt für ökologische Sanierung und ressourcenschonendes Bauen.

Die solide Ortbeton-Grundsubstanz wurde für die neuen Schulräume komplett entkernt. Foto: Hermann Tiarks/Haga

Die solide Ortbeton-Grundsubstanz wurde für die neuen Schulräume komplett entkernt.

Foto: Hermann Tiarks/Haga

Aus einem ungenutzten Bundeswehr-Lost-Place einen modernen, gesunden Lernort zu machen – wie das gelingt, zeigt die Sanierung der Freien Waldorfschule Braunschweig eindrucksvoll. Ein ehemaliger Armee-LKW-Hallenkomplex aus den 1930er-Jahren wurde vollständig umgestaltet und mit ökologischen Baustoffen zu einem nachhaltigen Schulgebäude entwickelt. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf dem Einsatz von Naturkalkputzen und -anstrichen, die heute im gesamten Gebäude für ein gesundes Raumklima sorgen.

Nachhaltige Sanierung eines historischen Zweckbaus

Seit den 1980er-Jahren nutzt die Waldorfschule das frühere Bundeswehr-Areal, doch der Platz wurde knapp. Statt Neubau entschied man sich bewusst für die Umnutzung des bestehenden Gebäudes. Die brachliegenden Garagen boten Potenzial – allerdings nur mit großem Sanierungsaufwand. Unter der Leitung des Ingenieur- und Planungsbüros Herrmann Tiarks aus Melle entstand aus dem verfallenen Zweckbau ein lichtdurchflutetes, energetisch modernes Unterrichtsgebäude.

Der Grundbau der alten, teilweise durch Wasserschäden beeinträchtigten Garage bestand aus soliden Ortbetonwänden und bot eine stabile Basis. Nach umfassender Entkernung konnte die Struktur für moderne Anforderungen umgestaltet werden. Nur Gebäudeteile, die nicht mehr nutzbar waren, wurden abgerissen. Der Bauschutt wurde direkt vor Ort recycelt: Er wurde geschreddert und als Unterbau für neue Wege und Fundamente wieder eingesetzt. Dieses Kreislaufprinzip reduzierte Transportwege, Kosten und den Verbrauch neuer Ressourcen nachhaltig.

Der „Lost Place“ konnte in moderne Unterrichtsräume verwandelt werden.

Foto: Hermann Tiarks/Haga

Nachhaltige Materialien für ein gesundes Raumklima

Ein zentraler Baustein des Projekts war die Verwendung natürlicher Baustoffe. An Dach, Wänden und Böden sorgen ökologische Dämmmaterialien wie Cellulose und Holzweichfaser für optimalen Hitze- und Kälteschutz. Die Entscheidung für Decken- und Wandflächenheizungen, gespeist durch die zentrale Holzschnitzelheizung der Schule, schafft zudem angenehme Strahlungswärme – nahezu ohne Staubaufwirbelung.

Der Innenausbau folgt konsequent diesem ökologischen Ansatz: Linoleum in Eurythmie- und Handarbeitsräumen, Fußböden aus unbehandelter Fichte und Tanne sowie Fenster und Türen aus europäischem Lärchenholz setzen ein klares Zeichen für nachhaltiges Bauen.

Naturkalk – Schlüsselelement der ökologischen Sanierung

Ein zentrales Element des Innen- und Außenkonzepts waren Naturkalkputze und Naturkalkanstriche von HAGA. An Fassade und Innenwänden tragen sie maßgeblich zu einem stabilen, schimmelresistenten Raumklima bei. Naturkalk ist diffusionsoffen, nimmt überschüssige Feuchtigkeit auf und gibt sie später wieder ab. Dadurch bleiben Wandoberflächen warm und trocken – ein entscheidender Faktor für die Raumhygiene.

Neben seiner bauphysikalischen Wirkung hat Naturkalk weitere Vorteile: Er ist geruchsneutral, kann aber Gerüche aus der Raumluft absorbieren und wirkt antibakteriell. Gerade für Schulen, in denen viele Menschen gleichzeitig Räume nutzen, ist das ein wichtiger Beitrag zu gesunder Luftqualität.

Naturkalk reguliert die Luftfeuchtigkeit und absorbiert Gerüche – gut geeigent für den Schulalltag.

Foto: Wolfhart Büttner

Hochwertige Oberflächen innen und außen

Für die Fassade entschieden sich die Verantwortlichen für ein abgestimmtes System bestehend aus HAGA Bio Einbettmörtel und Mineralputzgrundierung. Den Abschluss bildet ein 2 Millimeter starker Kalkfeinputz. Auf einen Egalisierungsanstrich wurde bewusst verzichtet, um die lebendige, mineralische Oberfläche sichtbar zu lassen.

Auch im Innenraum wurde konsequent ökologisch gebaut:

  • Ziegelwände im Erdgeschoss erhielten Mineralputzgrundierung und Kalkstreichputz.
  • Eurythmieräume im Obergeschoss wurden mit fein strukturierter Mineralputzgrundierung und Kalkfeinputz (1 mm Korn) gestaltet und anschließend mit farbigen Lasuren versehen.
  • Alle Decken wurden abschließend mit Kalkfarbe gestrichen – das rundet die diffusionsoffene Bauweise konsequent ab.

Ein Vorzeigeprojekt ökologischer Sanierung

Die Freie Waldorfschule Braunschweig beweist, wie aus militärischem Altbestand ein zukunftsweisender Lernort werden kann. Durch natürliche Baustoffe, Kreislaufdenken und den konsequenten Einsatz von Naturkalk entstand ein Gebäude, das Nachhaltigkeit, Ästhetik und Gesundheitsaspekte auf vorbildliche Weise vereint.

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Von Haga AG Naturbaustoffe / Heike van Ooyen