Zum E-Paper
Mönchbauwerk am Wiesensee 24.11.2025, 11:00 Uhr

Ein Betonfertigteil-Projekt stärkt den Wasserbau nachhaltig

Der Wiesensee im Westerwald wurde für eine umfassende Sanierung komplett abgelassen. Der Kern des Projekts: ein hochpräzises Mönchbauwerk aus Stahlbetonfertigteilen. Das Bauwerk sorgt künftig für mehr Sicherheit, bessere Wasserregulierung – und ist ein Beispiel für modernen, nachhaltigen Wasserbau.

Die Betonfertigteile für das Mönchbauwerk am Wiesensee werden mit einem Kran unmittelbar an der Baustelle platziert. Foto: Finger Baustoffe

Die Betonfertigteile für das Mönchbauwerk am Wiesensee werden mit einem Kran unmittelbar an der Baustelle platziert.

Foto: Finger Baustoffe

Der Wiesensee im Wällerland ist seit den 1970er-Jahren ein beliebtes Freizeitgewässer – vom Segeln über Wandern bis Golfen. Doch Anfang 2023 wurde er komplett abgelassen: Die Wasserbehörde stellte fest, dass der Damm und das alte Mönchbauwerk aus den 1970er-Jahren nicht mehr standsicher waren. Zuvor wurde ein Stauorgan manipuliert, was zu einem unkontrollierten Wasseraustritt führte. Die Folge: Die zuständige Behörde ordnete eine vollständige Entleerung an.

Warum der See vollständig abgelassen werden musste

Ursprünglich sollte das Mönchbauwerk bei eingestautem Wasser saniert werden. Doch mehrere Risiken machten dies unmöglich:

  • aufwendige und kostenintensive Wasserhaltung bei bis zu 5 m Tiefe,
  • zusätzlicher Sanierungsbedarf der Hochwasserentlastung,
  • Gefahr für die unterhalb liegenden Gemeinden bei Hochwasser.

Die sichere Lösung: komplette Entleerung und Sanierung im Trockenen.

Die Fertigteilbauweise ermöglicht den Aufbau des Mönchs an nur einem Tag.

Foto: Finger Baustoffe

Bauphase: Wasserumleitung über provisorischen Damm

Für den Bau wurde ein provisorischer Damm errichtet und eine Umgehungsleitung installiert, die das Wasser aus beiden Zuläufen um das Baufeld herumführt. Bei Regenereignissen fingen Pumpen zusätzlich anfallendes Wasser ab. Extreme Niederschläge im Sommer 2024 führten jedoch mehrfach zu bewusst herbeigeführten Flutungen des Baufelds – die Bauzeit verlängerte sich leicht.

Das neue Mönchbauwerk: Präzision aus Stahlbetonfertigteilen

Die Finger-Beton Unternehmensgruppe entwickelte ein dreiteiliges Stahlbetonfertigteil-Bauwerk. Es erforderte höchste Maßgenauigkeit, um das Dammbalkensystem exakt einzupassen. Das Ergebnis ist ein offenes, 6,7 m hohes Bauwerk mit zwei Kammern und zahlreichen technisch anspruchsvollen Elementen:

  • ein 3-D-Rechenkorb zum Schutz gegen Treibgut,
  • Kammern mit präzise gesteuerten Schiebern (DN 250, DN 800 x 800, DN 300, DN 400),
  • motorisierte Steuerung für definierte Abgabemengen,
  • Notablass für Störfälle,
  • Steg und Zugangssystem für Wartungsarbeiten.

Der Aufbau der Fertigteile gelang dank guter Planung an nur einem Tag.

Vor dem Mönch-Zulauf wurde ein 3-D-Rechenkorb montiert, der als Rückhalteschutz dient.

Foto: Finger Baustoffe

Nachhaltiger Wasserbau für kommende Jahrzehnte

Das neue Mönchbauwerk schafft die Voraussetzungen für einen nachhaltigen und sicheren Wasserbau am Wiesensee. Durch die präzise Steuerungstechnik lassen sich sowohl Mindestwassermengen als auch Aufstauprozesse kontrolliert regulieren. Das schützt nicht nur die umliegenden Gemeinden vor Hochwasser, sondern auch die ökologischen Systeme, da Schlamm- und Klarwasserphasen sauber voneinander getrennt werden können. Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten im Herbst 2024 wurde der Seegrund gemäht und die Deiche einer umfassenden Prüfung unterzogen. Weitere Entschlammungen und Sanierungsarbeiten ermöglichen eine Wiederbefüllung mit Wasser aber erst im Jahr 2027. Doch dann kehrt der See in einen stabilen, zukunftsfähigen Betrieb zurück.

Empfehlungen der Redaktion:

  1. So gelingt die energetische Sanierung im Denkmal
  2. EPEA überzeugt im systemischen Denken und erhält hierfür den Circularity Champion Award 2025
  3. Professor Manfred Curbach erhält Nobel Sustainability Academic Award 2025
  4. Schneller bauen, besser zusammenleben
  5. Lagerhalle wird zu kreativem Workspace
  6. Qualität beim Bauen mit Holz sichern
  7. Das Bauen im Bestand überholt bald den Neubau
  8. Autobahn GmbH macht verbindliche CO2-Vorgaben bei Brückenprojekt
  9. RPTU fokussiert auf das Bauen im Bestand
  10. Letzter Bauabschnitt startet
  11. Nichts mehr verpassen: Hier geht‘s zur Anmeldung für den Bauingenieur-Newsletter…
Von FingerBeton / Heike van Ooyen