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Pau, Frankreich 10.10.2025, 00:00 Uhr

Digitaler Zwilling liefert Live-Bilder

Durch die Nutzung der iTwin-Plattform spart die Stadt Pau im französischen Nouvelle-Aquitaine jährlich über 200 000 Euro und reduziert die Kosten für den Informationszugriff um 95 %.

Der Gemeindeverband optimierte seine Daten, um den Zeit- und Kostenaufwand für ein ehrgeiziges Planungsvorhaben zu reduzieren. Foto: CAPBP

Der Gemeindeverband optimierte seine Daten, um den Zeit- und Kostenaufwand für ein ehrgeiziges Planungsvorhaben zu reduzieren.

Foto: CAPBP

Der Gemeindeverband von Pau (Communauté d’Agglomération de Pau Béarn Pyrénées – CAPBP) koordiniert gemeinsame Strategien und Maßnahmen für die Regionalplanung sowie für wirtschaftliche, ökologische, kulturelle und verkehrspolitische Initiativen von Gemeinden und Städten in der Region Pau in Frankreich. Im Jahr 2016 startete Pau einen ambitionierten Sanierungsplan, um die Lebensqualität zu verbessern und die wirtschaftliche Entwicklung in der gesamten Region zu fördern.

Kommunikation und Zusammenarbeit verbessern

Der Gemeindeverband identifizierte im Vorfeld drei wesentliche Herausforderungen, die es zu bewältigen galt. Erstens musste die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Stadtbeamten und Gemeindemitgliedern gefördert werden, um Unzufriedenheit mit der Stadtplanung zu vermeiden. Zweitens wollte man die optische Attraktivität des Gebiets verbessern. Drittens sollte eine auf Anhieb funktionierende Bauausführung sichergestellt werden, um unnötige Ausgaben zu vermeiden. Zusammengefasst benötigte CAPBP eine Lösung, mit der sich der Umfang der Sanierungsarbeiten verwalten und deren Komplexität den Interessengruppen und Gemeindemitgliedern klar kommunizieren ließ.

Eine Plattform für mehr Transparenz

Um die Kommunikation zu verbessern, sollte eine Plattform für Entscheidungsträger, Ingenieure und Stadtbeamte geschaffen werden. Diese sollte Fachgespräche erleichtern und zur Entscheidungsfindung technischer und politischer Behörden beitragen. Daneben sollte die übergeordnete Plattform für Transparenz gegenüber den Bürgern sorgen.

Alle Beteiligten, einschließlich der Bürger von Pau, sollten uneingeschränkten Zugriff auf alle Daten haben, um sicherzustellen, dass die Bürger mit den Planungssentscheidungen einverstanden sind.

Foto: CAPBP

Effiziente Datenerfassung

Gleichzeitig galt es die Kosten für die Anlagenüberwachung zu senken und die Datenerfassung effizienter zu gestalten. Denn, bisher sammelte die Stadt immersive Einblicke, indem sie Videos exportierte und produzierte, die von externen Subunternehmern erstellt wurden. Diese Videos kosteten etwa 8 000 Euro pro Minute und erreichten eine Länge von über 40 Minuten pro Jahr. Darüber hinaus war der Zugriff auf und die Erfassung von Anlageninformationen, wie Mietverträge und Verträge oder Grundrisse, zeit- und kostenintensiv.

Informationen für Fachleute und breite Öffentlichkeit

Die Erfassung solcher Daten für ganz Pau war kein kleines Unterfangen. Das zuständige Team musste Informationen aus 31 Gemeinden auf einer Fläche von 370 km2 sammeln, damit eine spätere Lösung erfolgreich sein konnte. Diese Daten sollten dann für die Sanierungsinitiative zur Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig musste sichergestellt werden, dass die Informationen sowohl für Fachleute als auch die breite Öffentlichkeit zugänglich sind.

Daten in digitalem Zwilling zusammenführen

Nach Prüfung verschiedener Optionen kam der Gemeindeverband zu dem Schluss, dass die Datenerfassung und -verwaltung in einem digitalen Zwilling die Kommunikation der Stadt verbessern könnte. CAPBP begann mit der Erfassung von Daten in einer Auflösung von fünf bis zehn Zentimetern und verknüpfte diese Daten dann mit iTwin Capture zu einem multiskaligen Reality Mesh. Dieses hochauflösende Reality Mesh diente dann als Datensatz für den digitalen Zwilling.

Alle haben Zugriff auf dieselben Informationen

Anschließend erstellte Pau mithilfe von iTwin Capture und OpenCities Planner die iTwin-Plattform für den digitalen Zwilling. Dieser führt die Daten nun in einer einzigen vernetzten Umgebung zusammen und liefert verschiedenen Interessengruppen genaue Echtzeit-Einblicke. Mit der Plattform konnten die verschiedensten Daten verarbeitet werden, darunter Geodaten, technische Daten und Konstruktionsdaten, die wiederum für verschiedene Anwendungsfälle, wie beispielsweise die Entwicklung von Versorgungsnetzen, die architektonische Gestaltung und die Veranstaltungsplanung miteinander verknüpft werden können. Da alle Arbeiten auf Basis des digitalen Zwillings erfolgten, haben technische, politische und zivile Interessengruppen vollständigen Zugriff auf dieselben Informationen.

Mit iTwin Capture und OpenCities Planner erstellte der Gemeindeverband einen digitalen Zwilling der Stadt, um datengestützte Entscheidungen leichter treffen zu können.

Foto: CAPBP

Digitaler Zwilling spart Zeit und Geld

Mithilfe des digitalen Zwillings kann Pau produktiver arbeiten und die Kosten für die Überwachung und Verwaltung von Anlagen senken. Jetzt können 60 % der immersiven Einblicksvideos von Pau intern produziert werden, wodurch jährlich fast 200 000 Euro eingespart werden. Der digitale Zwilling spart außerdem Zeit, da der Zugriff auf Anlageninformationen zu Mieten und Grundrissen weniger als drei Minuten dauert, was zu Kosteneinsparungen von 95 % allein beim Informationszugriff führt.

Ein digitaler Zwilling für verschieden Fachschalen

Alle Abteilungen von CAPBP nutzen nun den digitalen Zwilling. Stadtplaner können Verkehrsszenarien simulieren, Architekturprojekte in einem realistischen Kontext modellieren, Fortschritte bei der Erreichung von Nachhaltigkeitszielen verfolgen und die Versorgungsnetze der Stadt von einer einzigen Plattform aus einsehen. Die Organisation setzt den digitalen Zwilling zur Überwachung von Regenwasser ein und plant, bald Funktionen für Erdgas, Wasserversorgung, Abfall und Strom hinzuzufügen. Fachleute nutzen den digitalen Zwilling auch für die Veranstaltungsproduktion und die Vorbereitung von Layouts für Sportveranstaltungen und Messen.

Die Gemeinschaft in Entscheidungen über die Zukunft der Stadt miteinbeziehen

Die Technologie hat die Kommunikation verbessert und die Beziehung zwischen den Einwohnern der Stadt und den Behörden gestärkt, indem sie die Gemeinschaft in Entscheidungen über die Zukunft der Stadt einbezieht. CAPBP kann Informationen klar und schnell aufbereiten und weitergeben und alles von Konferenzpräsentationen bis hin zu visuellen Museumsführungen erstellen. Die Bürger wiederum können über ein interaktives 3D-Modell Feedback zu städtebaulichen Entwicklungsprojekten geben.

Städtischer Projekte visualisieren

Insgesamt führen die Datentransparenz und -konsolidierung des digitalen Zwillings zu einer genauen und detaillierten Darstellung der Stadt, wodurch städtische Projekte präziser visualisiert und geplant, die mit kurzfristigen Änderungen verbundenen Kosten gesenkt und eine bessere Planung ermöglicht werden.

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Von Von Tye Master, Produktmarketing Bentley Systems