Erste Gitterschale als Lichtdurchlass fertiggestellt
Die erste Gitterschale „Staatsgalerie“ wurde kürzlich vom bayerischen Fassadenbauspezialisten Seele fertiggestellt. Die eindurcksvolle Stahl-Glas-Kuppel schafft erstmals eine sichtbare Verbindung zwischen der neuen unterirdischen Gleishalle und dem städtischen Raum.
Mit Entfernen der Schutzplane wurde erstmals der Blick auf die eindrucksvolle Stahl-Glas-Kuppel frei.
Foto: DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH
Die Gitterschale mit einer Höhe von 8,5 Metern und einer Grundfläche von 32 mal 28 Metern besteht aus einem komplexen Stahltragwerk mit knapp 110 Tonnen Stahl und 403 exakt gefrästen Knotenpunkten. Die 725 dreieckigen, eingesetzten Glasscheiben sorgen für Transparenz und schaffen eine helle, freundliche Atmosphäre im lichtdurchfluteten Südeingang des neuen Bahnhofs. Alle Glasscheiben der kuppelförmigen Geometrie wurden ausnahmslos individuell angefertigt. „Diese Balance aus Ästhetik, Funktion und Struktur macht die Gitterschale zu einem einzigartigen Bauwerk, das höchste technische Kompetenz erfordert und gleichzeitig architektonische Leichtigkeit verkörpert“, erklärt Andreas Hafner, Geschäftsführer von Seele.
Dem Himmel so nah
Die Glaskonstruktion ruht auf filigranen, dreieckigen Strangpressprofilen aus Stahl. Ihre keilförmige Geometrie verleiht der Struktur eine besondere Leichtigkeit. Betrachtet man sie von unten gegen den Himmel, scheinen die Profile nahezu zu verschwinden. Dank ihrer spitzen Silhouette verschmilzt die Konstruktion optisch mit dem Himmel – sie wirkt dadurch noch schlanker und transparenter. Auch die Knotenpunkte sind präzise ausgestaltet und verbinden Ästhetik und Ingenieurskunst.
Höchste Ingenieurskunst von Seele: Die filigrane Gitterschale verbindet architektonische Leichtigkeit mit maximaler statischer Sicherheit.
Statische Präzision für eine außergewöhnliche Gitterschale
Auf die Gitterschale wirken hohe Lasten wie Wind, Schnee, Temperaturdifferenzen und Druckwellen durch Züge ein. Bei einer Oberflächentemperatur zwischen –15 Grad im Winter und +65 Grad im Sommer ergibt sich bei einer Länge der Gitterschale von circa 32 Metern eine Längenänderung von 31 Millimetern. Marie Kästner, Teamleiterin Design bei Seele betont die hohen Anforderungen an die Tragwerksplanung: „Eine unserer größten Herausforderungen war es, die filigrane Erscheinung mit maximaler statischer Sicherheit zu verbinden.“
Ein digitales Rechenmodell als Basis
Die Basis der Planung bildete ein digitales Rechenmodell, das alle Lastfälle berücksichtigt und präzise Nachweise für Bauteilbeanspruchungen und Verformungen liefert. Besonderes Augenmerk lag auf der Lagerung: 27 Kalottenlager ermöglichen Bewegungsfreiheit und leiten hohe Kräfte zuverlässig in das Betonschalendach ein. Durch die sphärische Kontaktfläche ermöglichen die Lager simultane Bewegungen in mehreren Freiheitsgraden. Die Kombination aus hochfestem Stahl, tragfähigem Glas und präzise ausgelegten Knotenpunkten macht die Konstruktion nicht nur stabil, sondern auch ästhetisch überzeugend.
Montagearbeiten der Gitterschale
Nach einem anspruchsvollen Konstruktionsprozess erfolgte die Fertigung der Einzelsegmente der Gitterschale und der Verbundsicherheitsgläser. Die Montage erfolgte wettergeschützt unter einem Zelt, um optimale Bedingungen zu gewährleisten. Die Arbeiten begannen im September 2024 und umfassten das Einheben und Ausrichten von 36 Segmenten, Schweißarbeiten sowie die Verglasung und Versiegelung.
Alle 27 von Seele realisierten Lichtaugen sichtbar
Die zweite Gitterschale am Kurt-Georg-Kiesinger-Platz ist ebenfalls fertiggestellt und die Schutzeinhausung wird derzeit zurückgebaut. Bei der Gitterschale am Bonatz-Turm starten die Montagearbeiten in Kürze. Neben den Gitterschalen setzen auch die charakteristischen „Lichtaugen“ wesentliche architektonische Akzente. Auch hier wurde ein großer Meilenstein erreicht: Alle 27 Lichtaugen sind sichtbar. Diese markanten Oberlichter versorgen die unterirdische Bahnhofshalle mit Tageslicht. Die ästhetische und funktionale Kombination aus Gitterschalen und Lichtaugen unterstreicht die Bedeutung des Projekts als architektonisches Wahrzeichen der Stadt Stuttgart.
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