Corona-Auswirkungen 09.12.2020, 15:47 Uhr

Baubranche erwartet Auftragsrückgang in 2021

Die aktuelle Umfrage der Bundesarchitektenkammer (BAK) und Bundesingenieurkammer (BIngK) zeigt, das der Blick von Architektur- und Ingenieurbüros in die Zukunft negativ ist. 41 Prozent der Befragten gehen von einem Umsatzrückgang in 2021 aus.

Architektur- und Ingenieurbüros erwarten einen Auftragsrückgang für 2021. Foto: panthermedia.net/djmdep

Architektur- und Ingenieurbüros erwarten einen Auftragsrückgang für 2021.

Foto: panthermedia.net/djmdep

Seit dem Sommer hat sich die Lage in den Architektur- und Ingenieurbüros verbessert, doch positiv ist sie noch nicht. „Die erwartbaren Folgen negativer wirtschaftlicher Effekte für das kommende Jahr deuten sich immer mehr an“, sagt Barbara Ettinger-Brinckmann, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer. „Deshalb müssen wir die öffentliche und gewerbliche Auftraggeberseite stärken, damit der finanzielle Spielraum für die Auslösung notwendiger Aufträge bestehen bleibt. Baugenehmigungen und behördliche Vorgänge dürfen nicht zum Engpassfaktor werden. Außerdem müssen Reisebeschränkungen und Quarantänevorschriften laufend überprüft werden, um den auslandsaktiven Architektur- und Ingenieurbüros die Fortsetzung ihres Auslandsgeschäfts zu ermöglichen.“ Hierzu ergänzt Dr.-Ing. Heinrich Bökamp, Präsident der Bundesingenieurkammer: „Erfreulich ist, dass sich die Situation der Planungsbüros noch nicht weiter verschlechtert hat. Was uns jedoch beunruhigt ist, dass inzwischen mehr als die Hälfte der Büros nicht mehr im gleichen Ausmaß neue Aufträge akquirieren kann wie noch vor der Krise – insbesondere Büros mit gewerblichen, aber auch öffentlichen Auftraggebern. Hier appellieren wir vor allem an die Öffentliche Hand, dafür zu sorgen, dass weiterhin Aufträge vergeben werden. Darüber hinaus haben die Ergebnisse der Umfrage gezeigt, dass die finanziellen Hilfen von Bund und Ländern laufend auf Zielgenauigkeit überprüft und an die konkreten Bedarfe der jeweiligen Berufsstände angepasst werden müssen. Förderung muss auch für diejenigen bereitstehen, die erst zu einem späteren Zeitpunkt von den Auswirkungen der Krise betroffen sind. Und sie muss auch gezielt Solo-Selbstständige erreichen.“

Architektur- und Ingenieurbüros äußern sich zu Corona

Zum dritten Mal in diesem Jahr wollte die Bundesingenieurkammer zusammen mit der Bundesarchitektenkammer von ihren selbstständigen Kammermitgliedern die bisherigen und absehbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie wissen und hat dazu eine Umfrage gestartet. Im April blickten die Büroinhaber mit Sorge in die nahe Zukunft. So gaben 79 Prozent der Architektur- und Ingenieurbüros an, dass sie die Auswirkungen der Pandemie spürten. Im Sommer hat sich überall die wirtschaftliche Situation etwas verbessert. Das kam auch in den Architektur- und Ingenieurbüros an und so gaben nur noch 61 Prozent an, dass Auswirkungen zu spüren waren. Im November waren es nur noch 58 Prozent.

Nicht überall ist ein positiver Trend zu merken

Im April stellten für das eigene Büro 55 Prozent der Befragten negative wirtschaftliche Folgen fest. Im Juni fiel dieser Anteil auf 41 Prozent und im November sank er nochmals auf 34 Prozent. Hier nannten die meisten Architektur- und Ingenieurbüros Umsatzrückgänge, akute oder drohende Liquiditätsprobleme sowie unterausgelastete Mitarbeiter. Auch wenn der Trend zurückgeht, sind noch immer 18 Prozent der Büroinhaber auf finanzielle Hilfen angewiesen. So hinterlässt die Corona-Krise in einigen Architektur- und Ingenieurbüros tiefe Spuren. Besonders betroffen sind hier Innenarchitektinnen und Innenarchitekten. Teilweise befinden sie sich, ähnlich wie Soloselbstständige, bereits in einer Notlage. Auch sind Planerinnen und Planer, die im Ausland aktiv sind, stark betroffen, genauso wie diejenigen, die für gewerbliche Auftraggeber tätig sind. Neue Aufträge können in geringerem Maße als üblich nur 44 Prozent der Befragten abschließen. Bei neun Prozent der Büroinhaber und 15 Prozent der Soloselbstständigen ist es sogar so, das sie keine Aufträge abschließen können. 41 Prozent der Befragten sehen die nächsten zwölf Monate negativ und rechnen mit einem Rückgang der Auftragslage. Hier ist ein Rückgang vor allem bei gewerblichen Auftraggebern zu sehen. Um das wirtschaftliche Überleben aufgrund der Corona-Pandemie wird es in den nächsten zwölf Monaten wohl bei vier Prozent der Büros gehen und bei sieben Prozent der Soloselbstständigen.

Strukturelle Folgen der Corona-Pandemie ändern sich

Zu Beginn der Corona-Pandemie sahen sich viele Büros mit den Problemen konfrontiert, dass Aufträge zurückgestellt wurden, Materialanlieferungen verzögert waren und die Corona-Vorgaben umgesetzt werden mussten. Hier rücken jetzt andere Probleme in den Vordergrund. In den Architektur- und Ingenieurbüros ist ein leichter Anstieg der Personalausfälle auf der Baustelle und im Büro zu verzeichnen. Ein Drittel der Befragten gibt zudem an, dass es Verzögerungen im Baugenehmigungsprozess gibt. Personelle Konsequenzen in den Büros konnten durch Kurzarbeiterregelungen und Soforthilfen oft verhindern werden. Jedoch steig der Anteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die entlassen werden mussten, von 1 Prozent im Juni auf derzeit 1,8 Prozent an. Eine Reduzierung der Arbeitszeit liegt aktuell bei 8,2 Prozent der Büros, im Juni waren es noch 13,2 Prozent. Die derzeitigen Förderprogramme finden sowohl Kritiker als auch Befürworter. Doch die bisherigen Beschränkungen der Zuschüsse auf Betriebskosten wird bemängelt, da dies, aufgrund dessen, dass kein Unternehmergehalt berücksichtigt ist, insbesondere kleine Büros benachteiligt.

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Von Bundesingenieurkammer