Zum E-Paper
BundesbauforschungszentrumStimmen aus der Wissenschaft 26.11.2025, 11:00 Uhr

52,5 Mio. Euro für die Zukunft des Bauens

Weimar wird zum zentralen Innovationszentrum für klimaneutrales und ressourceneffizientes Bauen: Bund und Länder gründen ein neues Bundesbauforschungszentrum. Mit über 50 Millionen Euro Förderung entsteht ein starker Impuls für die nachhaltige Transformation der Bauwirtschaft.

Der Standort Weimar wird bis 2028 zum Bundesbauforschungszentrum ausgebaut. Foto: Thomas Müller

Der Standort Weimar wird bis 2028 zum Bundesbauforschungszentrum ausgebaut.

Foto: Thomas Müller

Mit der Unterzeichnung eines gemeinsamen Eckpunktepapiers haben das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) sowie die Länder Thüringen, Sachsen und Baden-Württemberg am 24. November 2025 einen wichtigen Meilenstein gesetzt: In Weimar entsteht einer der drei Standorte des neuen Bundesforschungszentrums für klimaneutrales und ressourceneffizientes Bauen (BFZ). Der Bund investiert dafür in den kommenden Jahren insgesamt 52,5 Millionen Euro – ein Bekenntnis zur nachhaltigen Transformation der Bauwirtschaft.

Weimar als strategischer Forschungsstandort

Dass Weimar als Standort für das BFZ ausgewählt wurde, ist kein Zufall. Die Stadt verfügt über eine außergewöhnliche Konzentration an wissenschaftlicher Expertise in der Bau- und Baustoffforschung. Die Bauhaus-Universität Weimar, das Institut für Angewandte Bauforschung Weimar (IAB) sowie die Materialforschungs- und -prüfanstalt Weimar (MFPA) arbeiten bereits seit 2020 in der Weimarer Allianz »Innovationszentrum Bau – Die Zukunft des Bauens« eng zusammen. Gemeinsam entwickeln sie Ansätze, um Bauprozesse nachhaltiger, effizienter und technologisch fortschrittlicher zu gestalten.

Innovationen werden schneller Realität

Diese bestehenden Strukturen bilden die Grundlage, um das neue Bundesforschungszentrum aufzubauen. Ziel ist es, Forschung und Praxis systematisch miteinander zu verknüpfen. Innovationen sollen schneller in marktfähige Anwendungen überführt werden – ein entscheidender Faktor angesichts der aktuellen Herausforderungen im Bauwesen wie Fachkräftemangel, Ressourcenknappheit oder steigenden Anforderungen an Klimaneutralität.

Prof. Peter Benz, Präsident der Bauhaus-Universität Weimar, bezeichnet die Entscheidung des Bundes als „bewusste Wahl für einen Standort mit außergewöhnlich hoher Expertise“. Die besondere Stärke Weimars liege in der engen Verbindung von universitärer Grundlagenforschung und angewandter materialwissenschaftlicher Forschung. Diese Kombination sei deutschlandweit selten zu finden.

Auch Robert Fetter, Institutsdirektor des IAB, hebt hervor, dass die jahrelange partnerschaftliche Forschungsarbeit eine solide Basis geschaffen habe: „Gemeinsam haben wir ein starkes Fundament für die Zukunft der deutschen Bauwirtschaft gelegt. Die Vernetzung zwischen Industrie, Wissenschaft und Handwerk hat hier eine lange Tradition.“

Prof. Carsten Könke, Direktor der MFPA, betont insbesondere die Bedeutung für den Innovationsstandort Thüringen: „Mit dem BFZ können wir die Erkenntnisse aus unseren Laboren noch schneller in die praktische Anwendung bringen. Das stärkt nicht nur die Region, sondern auch die gesamte deutsche Bauwirtschaft.“

Aufgaben und Ziele des BFZ

Das neue Bundesforschungszentrum soll künftig zentrale Forschungslücken identifizieren und strategisch relevante Themenfelder für eine zukunftsfähige Bauwirtschaft definieren. Dazu zählen unter anderem klimaneutrale Baustoffe, zirkuläre Wertschöpfungsketten, digitale Bauprozesse und neue Methoden für effizientes Bauen.

Reallabore, Pilotprojekte und eine enge Kooperation mit Industrie und Verwaltung sollen sicherstellen, dass Erkenntnisse nicht in der Forschung verharren, sondern schnell in die Umsetzung gelangen. Darüber hinaus übernimmt das BFZ administrative und kommunikative Aufgaben, um Innovationsprozesse bundesweit zu koordinieren.

Aufbau und Finanzierung

Das BFZ wird zunächst als eingetragener Verein gegründet, an dem der Bund und die drei beteiligten Länder Thüringen, Sachsen und Baden-Württemberg gleichberechtigt beteiligt sind. Der Vereinssitz wird in Bautzen liegen. Bis 2028 stehen für den Aufbau jährlich bis zu fünf Millionen Euro pro Standort zur Verfügung. Die langfristige Finanzierung soll in einer Bund-Länder-Vereinbarung festgeschrieben werden.

Mit dem neuen Bundesforschungszentrum wird in Weimar ein starkes Zeichen gesetzt: Es wird zu einem der bundesweit wichtigsten Orte für die Zukunft des nachhaltigen Bauens – wissenschaftlich, technologisch und wirtschaftlich.

Empfehlungen der Redaktion:

  1. EPEA überzeugt im systemischen Denken und erhält hierfür den Circularity Champion Award 2025
  2. Professor Manfred Curbach erhält Nobel Sustainability Academic Award 2025
  3. Schneller bauen, besser zusammenleben
  4. Lagerhalle wird zu kreativem Workspace
  5. Nichts mehr verpassen: Hier geht‘s zur Anmeldung für den Bauingenieur-Newsletter…
Von Bauhaus-Universität Weimar / Heike van Ooyen