DFG-Präsident in Sorge 28.07.2017, 09:13 Uhr

Wissenschaftsfreiheit gerät weltweit unter Druck

Ob in der Türkei, Ungarn oder den USA, die Sorge um die Freiheit der Wissenschaft wächst. Und auch in Deutschland blüht die Wissenschaftsfeindlichkeit, weiß DFG-Präsident Peter Strohschneider. In den VDI nachrichten mahnt er aber an, lobbyistische und politische Einflussnahme zu trennen.

DFG-Präsident Peter Strohschneider mahnt Wissenschaftler, mit ihren Versprechen Maß zu halten.

DFG-Präsident Peter Strohschneider mahnt Wissenschaftler, mit ihren Versprechen Maß zu halten.

Foto: DFG/David Ausserhofer

Die Versuche, Wissenschaft einzuschränken und fundierte Ergebnisse in Abrede zu stellen, nehmen weltweit zu. Die deutsche Wissenslandschaft wähnte sich von diesem unrühmlichen Trend lange unberührt – doch damit ist es vorbei.

DFG kritisiert Wissenschaftsfeindlichkeit der AfD

Peter Strohschneider, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), beobachtet die Zunahme einer regelrechten Feindlichkeit gegenüber Wissen und der Wissenschaft in Deutschland, wie er gegenüber den VDI nachrichten berichtet. „Man schaue nur ins Parteiprogramm der AfD, wo der anthropogene Klimawandel bestritten wird. Oder man nehme die Forderung nach einer völligen Abschaffung der Genderforschung in Unternehmen“, so Strohschneider. Zwar gilt die AfD einigen noch immer als Randpartei, sie ist aber mittlerweile in 13 Landesparlamenten vertreten. Bei der Bundestagswahl im Herbst wird sich außerdem zeigen, welche Unterstützung eine Partei mit derartigen Forderungen auf Bundesebene erfährt.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Stadtbetrieb Wetter (Ruhr)-Firmenlogo
Bauingenieur/in (m/w/d) Fachrichtung Tiefbau / Straßenbau Stadtbetrieb Wetter (Ruhr)
Wetter (Ruhr) Zum Job 
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
Brandschutzbeauftragte*r mit Zusatzfunktionen Tram (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Planungsingenieur (w/m/d) Streckenplanung Die Autobahn GmbH des Bundes
Uwe Wenzel WW-Personalkonzepte e.K.-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Wärmepumpensysteme und Regelungen Uwe Wenzel WW-Personalkonzepte e.K.
Großraum Hamburg Zum Job 
Landeshauptstadt München-Firmenlogo
Verkehrsingenieur*innen für die Verkehrswende (w/m/d) Landeshauptstadt München
München Zum Job 
Framatome-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) für nukleare Entsorgung Framatome
Karlstein am Main, Erlangen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur als Bauwerksprüfer (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Projektingenieurin / Projektingenieur (w/m/d) Verfahrenstechnik Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Technische Universität Graz-Firmenlogo
Universitätsprofessur für Nachhaltige Antriebssysteme und angewandte Thermodynamik (m/w/d) Technische Universität Graz
Graz (Österreich) Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Projektingenieurin / Projektingenieur (w/m/d) Elektrotechnik Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Lübeck Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
(Umwelt-)Ingenieur (w/m/d) für Boden, Abfall, Altlasten und Georisiken Die Autobahn GmbH des Bundes
Nürnberg Zum Job 
Fuest Familienstiftung-Firmenlogo
Bauzeichner, Bautechniker oder Innenarchitekt (m/w/d) Fuest Familienstiftung
Timm Technology GmbH-Firmenlogo
Sales Manager / Vertriebsingenieur (m/w/d) Timm Technology GmbH
Reinbek Zum Job 
Caljan GmbH-Firmenlogo
Maschinenbauingenieur / Konstrukteur Sondermaschinenbau (m/w/d) Caljan GmbH
Halle (Westfalen) Zum Job 
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
(Senior) Projektmanager*in Niederspannung (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
DFS Deutsche Flugsicherung GmbH-Firmenlogo
Ingenieur* Produktmanagement für Navigationsdienste DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
Langen (Hessen) Zum Job 
VAHLE-Firmenlogo
Ingenieur Automatisierungs- und Steuerungstechnik (m/w/d) VAHLE
Kamen, Großraum Dortmund Zum Job 
Grünecker Patent- und Rechtsanwälte PartG mbB-Firmenlogo
Patentingenieur (m/w/d) der Fachrichtung Physik und/oder Elektrotechnik mit der Möglichkeit zur Ausbildung zum "European Patent Attorney (m/w/d/)" Grünecker Patent- und Rechtsanwälte PartG mbB
München Zum Job 
DFS Deutsche Flugsicherung GmbH-Firmenlogo
Flugsicherungsingenieur (w/m/d) DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
Grünecker Patent- und Rechtsanwälte PartG mbB-Firmenlogo
Europäischer Patentanwalt (m/w/d) der Fachrichtung Physik, Informatik, Elektrotechnik oder Nachrichtentechnik Grünecker Patent- und Rechtsanwälte PartG mbB
München Zum Job 

Gleichzeitig weist Strohschneider auf ein widersprüchliches Phänomen auch in der Bevölkerung hin. Selbst Menschen, die wissenschaftlichen Erkenntnissen argwöhnisch gegenüberstehen und technologische Entwicklungen kritisieren, nutzen völlig unbeeindruckt die daraus entstandenen Produkte. „Dieses Krisenphänomen der Wissensgesellschaften verbreitet sich und wird immer akuter“, sagt Strohschneider. Und er hat sogar einen Ausdruck für Menschen, die ein solches Verhalten zeigen: die Hightech-Antiintellektuellen.

Freiheit auch in Europa teils massiv eingeschränkt

Während sich die Einflussnahme auf die Wissenschaft in Deutschland noch größtenteils theoretisch vollzieht, spüren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit einen größeren Leidensdruck. Allein in Europa gibt es immer mehr Länder, in denen sich Wissenschaftler für ihre Arbeit rechtfertigen müssen oder sogar ihrer Ämter enthoben werden.

Besonders dramatisch hat sich die Lage seit dem Putschversuch in der Türkei entwickelt. Hunderte Wissenschaftler wurden suspendiert, entlassen oder in Haft genommen. Die Lehrpläne der Universitäten werden vom Staat diktiert, der Hochschulrat Yök wird zu je einem Drittel vom Staatspräsidenten selbst, vom Ministerrat und von den Hochschulen besetzt. „Der Hochschulrat, den man nach dem Militärputsch eingerichtet hatte, kontrolliert die Universitäten“, bilanziert Kader Konuk, Leiterin des Instituts für Turistik an der Uni Duisburg-Essen im Deutschlandfunk.

Aber auch in Ungarn verlieren einige Hochschulen und Wissenseinrichtungen zunehmend politische Unterstützung. Strohschneider nennt ein Beispiel: „Mit unverhohlenen antisemitischen Untertönen (wird) versucht, die internationale orientierte Central European University aus dem Land zu treiben.“ Und das Nachbarland Polen schickt sich an, diesen Weg ebenfalls einzuschlagen.

In den USA wird unliebsame Forschung als Fake News diffamiert

Krasse Beispiele für ein politisches Eingreifen in die Wissenschaftslandschaft liefert auch der US-amerikanische Präsident Donald Trump. Da er den Klimawandel persönlich für eine Lüge hält, wie er auf seinem Lieblingsmedium Twitter schon mehrfach verkündete, ließ er ihn schon in den ersten Minuten seiner Amtszeit von allen offiziellen Seiten des Weißen Hauses löschen. Sämtliche Suchanfragen zu dem Thema liefen plötzlich ins Leere. Und dieses Schicksal trägt der Klimawandel nicht allein, er teilt es sich mit nicht minder wichtigen Themen wie Bürgerrechte, der Krankenversicherung Obamas und Berichten über sexuelle Minderheiten (LGBT) – sie alle wurden zunächst von der Seite getilgt und dann nach und nach durch eigene Themen ersetzt.

In diesem Zusammenhang müsse man aber genau hinsehen. Strohschneider jedenfalls warnt in den VDI nachrichten davor, auf „primitive Formen des Machtkampfes“ hereinzufallen. Vielmehr handle es sich bei einigen Themen „um den Machtkampf eines Lobbyisten und um dessen ökonomische Interessen“.

Wissenschaft trägt Mitschuld an Vertrauensverlust

Bei aller Kritik an der Politik innerhalb und außerhalb Deutschlands, Strohschneider schont auch die eigene Zunft nicht. Wissenschaftler versprächen oft mehr, als sie halten könnten. So sei das Ende von Krebs ebenso propagiert worden wie eine technische Lösung des Klimawandels. Beides gibt es bis heute nicht. „Das ist vertrauenszerstörend“, urteilt Strohschneider.

Die Hochschullandschaft in Deutschland versucht, diesen Tendenzen mit einer demonstrativ vorgetragenen Offenheit zu begegnen und auch die Bundesregierung wird nicht müde zu betonen, dass ihr Ziel eine stärkere Internationalisierung der Hochschulen und eine damit einhergehende Mobilität von Wissenschaftlern und Studierenden ist. Und bleibt.

 

Ein Beitrag von:

  • Lisa Diez-Holz

    Die Autorin war von 2017 bis Ende 2019 Content Managerin für das TechnikKarriere-News-Portal des VDI Verlags. Zuvor schrieb sie als Redakteurin für die VDI nachrichten.

  • Wolfgang Schmitz

    Wolfgang Schmitz

    Redakteur VDI nachrichten
    Fachthemen: Bildung, Karriere, Management, Gesellschaft

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.