Razzia bei Audi 16.03.2017, 13:24 Uhr

Renault soll seit 25 Jahren Abgastests manipulieren

Ist Betrug in der Autoindustrie an der Tagesordnung? Nach dem Volkswagen-Konzern steht jetzt Renault am Pranger. Französische Behörden werfen dem Konzern vor, seit 25 Jahren Abgastests bewusst zu manipulieren. Auch bei Audi brennt es lichterloh: Es gab eine Razzia in der Konzernzentrale.

Spektakulärer Renault-Kombi Altica: Spektakulär ist auch die Nachricht, dass Renault seit über 25 Jahren Abgaswerte manipulieren soll.

Spektakulärer Renault-Kombi Altica: Spektakulär ist auch die Nachricht, dass Renault seit über 25 Jahren Abgaswerte manipulieren soll.

Foto: Renault

Die Vorwürfe der französischen Behörde für Wettbewerb, Verbraucher und Betrugsbekämpfung (DGCCRF) gegen Renault sind dramatisch. Danach soll der Autobauer schon seit mehr als 25 Jahren gezielt die Ergebnisse von Abgastests manipulieren. Die erste Software sei schon 1990 eingeführt worden.

Und in die Manipulationen sollen nicht etwa nur einzelne Abteilungen oder untergeordnete Entscheidungsträger verwickelt sein. Nein, die gesamte Führung von Renault bis hinauf zu Konzernchef Carlos Ghosn soll davon gewusst haben.

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Sind auch Dacia- und Nissan-Modelle manipuliert?

Die Behörde stützt sich dabei auch auf Unterlagen, die schon im Januar 2016 bei einer Razzia bei Renault beschlagnahmt wurden. Der Name Ghosn wirft natürlich die Frage auf, ob nur Renault-Modelle über die Schummelsoftware verfügen oder auch die Autos der Konzern-Marken Dacia und Nissan? Ghosn war viele Jahre Nissan-Chef, bevor er an die Spitze des Gesamtkonzerns rückte.

Renault Nissan-Chef Carlos Ghosn im September 2012 bei Papst Benedikt: Ghosn soll schon länger von den Abgasmanipulationen bei Renault gewusst haben. Das werfen ihm französische Ermittler vor.

Renault Nissan-Chef Carlos Ghosn im September 2012 bei Papst Benedikt: Ghosn soll schon länger von den Abgasmanipulationen bei Renault gewusst haben. Das werfen ihm französische Ermittler vor.

Quelle: L'osservatore Romano

In dem Bericht der Behörde heißt es laut der Tageszeitung Libération, die Software sei eingesetzt worden, damit die Autos bei der Typenzulassung auf dem Prüfstand die NOx-Werte einhalten können. Demnach gebe es große Unterschiede zwischen den Laborwerten und dem NOx-Ausstoß auf der Straße.

Viele Renault-Modelle stoßen auffallend viel NOx aus

Das hatte auch die Zeitschrift auto motor und sport bereits in ihren NOx-Test festgestellt und darauf öffentlich hingewiesen – ohne Reaktion der deutschen Behörden. Ein Renault Espace dCi 160 wies im Straßenverkehr einen der höchsten NOx-Werte von allen bisher von auto motor und sport getesteten Dieselmodellen mit Euro-6-Motor auf.

Der Espace stieß auf der 100 km langen Testrunde trotz verhaltener Fahrweise das 15,3-fache des Grenzwerts aus und kam auf 1.222 mg Stickoxid pro Kilometer. Das ist enorm hoch und lässt Zweifel aufkommen, wie solch ein Motor die zulässigen 80 mg auf dem Prüfstand einhalten kann. Auch ein Renault Mégane dCi 110 stieß im realen Verkehr mit dem 9,9-fachen des NOx-Grenzwertes viel zu viel Stickoxid aus.

Top-Manager von VW wie Konzern-Chef Matthias Müller (2.v.l.) wollen künftig bei den Verbrauchsangaben weniger schummeln und bei Verbrauchstests die gesetzlichen Möglichkeiten nicht mehr voll auschöpfen.

Top-Manager von VW wie Konzern-Chef Matthias Müller (2.v.l.) wollen künftig bei den Verbrauchsangaben weniger schummeln und bei Verbrauchstests die gesetzlichen Möglichkeiten nicht mehr voll auschöpfen.

Quelle: Volkswagen

Jetzt zeigt sich, dass diese Werte kein Zufall sind, sondern die Motoren offenbar generell viel NOx ausstoßen und dank der Software nur auf dem Prüfstand „sauber“ laufen. Auch die französischen Ermittler haben diese auffallend großen Differenzen zwischen den Werten auf dem Prüfstand und auf der Straße bei weiteren Renault-Modellen festgestellt.

Die gleichen Manipulationen sind vom VW-Konzern bekannt. Auch der hatte Software genutzt, um außerhalb von Prüfstandtests die Abgasreinigung zu drosseln und die Motorleistung zu verbessern. Damit haben sich die Autohersteller die Typzulassungen durch betrügerische Manipulationen erschwindelt. Der VW-Konzern muss deshalb seine betroffenen VW-, Audi- und Porsche-Modelle in die Werkstatt rufen und ein Update aufspielen, um die NOx-Werte auch im Straßenverkehr zu senken. Und der weltgrößte Autobauer gelobt Besserung: Er wolle gesetzliche Grenzen nicht mehr bis zum Limit ausnutzen.

Renault bestreitet die Manipulationen

Renault bestreitet derzeit die Vorwürfe der französischen Ermittler – so wie das der VW-Konzern auch getan hat, bis dieser die Manipulationen unter dem Druck der Beweise einräumen und VW-Chef Martin Winterkorn und einige andere Spitzenmanager zurücktreten mussten.

Razzia bei Audi: Am Mittwoch während der Jahres-PK von Audi wurde die Konzernzentrale in Ingolstadt durchsucht. Die Staatsanwälte ermitteln wegen des Abgasskandals.

Razzia bei Audi: Am Mittwoch während der Jahres-PK von Audi wurde die Konzernzentrale in Ingolstadt durchsucht. Die Staatsanwälte ermitteln wegen des Abgasskandals.

Quelle: Armin Weigel/dpa

Audi-Chef Stadler soll von Manipulationen wissen

Schlagzeilen gibt es aktuell aber auch bei Audi. Die VW-Konzerntochter gilt schon länger als treibende Kraft beim VW-Abgasskandal. „Ganz ohne Bescheißen“ werde man es nicht schaffen, die US-Grenzwerte einzuhalten, schrieb ein Audi-Ingenieur bereits 2007 an einen Kreis von Audi-Managern.

Am gestrigen Mittwoch haben 80 Staatsanwälte Büros in der Audi-Konzernzentrale in Ingolstadt, Audi-Büros in Neckarsulm, Privatwohnungen von Managern und erneut Büros bei VW durchsucht – auch die Vorstandsetage. Kein Wunder: Audi-Chef Rupert Stadler gerät immer stärker ins Zentrum des Abgasskandals. Der frühere Leiter der Dieselmotorenentwicklung, Ulrich Weiß, hatte jüngst vor dem Arbeitsgericht behauptet, dass Stadler frühzeitig von den Manipulationen wusste.

Audi-Chef Rupert Stadler auf dem Autosalon Paris: Am Mittwoch haben Staatsanwälte die Vorstandsetage bei Audi durchsucht. Auch Stadler soll früh von Abgasmanipulationen bei Audi gewusst haben.

Audi-Chef Rupert Stadler auf dem Autosalon Paris: Am Mittwoch haben Staatsanwälte die Vorstandsetage bei Audi durchsucht. Auch Stadler soll früh von Abgasmanipulationen bei Audi gewusst haben.

Quelle: Uli Deck/dpa

In Europa soll auch Fiat Abgaswerte manipulieren

Auch Fiat Chrysler muss sich mit Vorwürfen auseinander setzen, die Abgaswerte seiner Fiat- und Chrysler-Modelle zu manipulieren. Die amerikanischen Umweltbehörden EPA und CARB, die auch den Dieselskandal bei VW aufgedeckt haben, haben acht Abschalteinrichtungen in den Drei-Liter-Dieselmotoren des Jeep Grand Cherokee und des Dodge Ram 1500 entdeckt, die Fiat Chrysler bislang verschwiegen hat.

Jeep Grand Cherokees bei einem Fiat Chrysler-Händler in Florida: Die US-Umweltbehörden haben den Verdacht, dass nach VW auch Fiat Chrysler die Abgasreinigung seiner Dieselfahrzeuge manipuliert.

Jeep Grand Cherokees bei einem Fiat Chrysler-Händler in Florida: Die US-Umweltbehörden haben den Verdacht, dass nach VW auch Fiat Chrysler die Abgasreinigung seiner Dieselfahrzeuge manipuliert.

Quelle: Alan Diaz/dpa

In Europa soll auch Fiat Software einsetzen, was bereits zu erheblichen Verstimmungen zwischen italienischen und deutschen Behörden geführt hat. Ein Fiat 500X hat in einem Test von auto motor und sport im Straßenverkehr so viel NOx ausgestoßen, dass die Frage auftauchte, wie das Auto auf dem Prüfstand die strengen Euro-6-Werte eingehalten hat.

Nach Messungen des Kraftfahrt-Bundesamtes, die die hohen NOx-Werte im Verkehr bestätigten, tauchte im Mai 2016 der Vorwurf auf, dass Fiat die Abgasreinigung nach 22 Minuten generell abschaltet – im Wissen, dass Testreihen der Behörden auf den Prüfständen nur 20 Minuten dauern. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt drohte sogar mit einem Verkaufsverbot für Fiat-Dieselfahrzeuge in Deutschland.

 

Ein Beitrag von:

  • Axel Mörer-Funk

    Axel Mörer-Funk ist Gesellschafter der Medienagentur S-Press in Bonn. Nach einem Volontariat beim Bonner Generalanzeiger und dem Besuch der Journalistenschule Hamburg arbeitete er u.a. als freier Journalist für dpa, Bunte und Wirtschaftswoche.

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