Lieblingsmodell von Degas 12.08.2016, 11:35 Uhr

Wie ein Teilchenbeschleuniger eine junge Frau wieder sichtbar macht

Der enorme Aufwand hat sich gelohnt: Australische Wissenschaftler konnten ein wunderschönes Porträt von Emma Dobigny, dem Lieblingsmodell des Malers Edgar Degas, unter einem anderen Frauenporträt sichtbar machen. Dafür wurde das Bild in einem Teilchenbeschleuniger mit energiereichen Röntgenstrahlen beschossen.

Porträt von Emma Dobigny, Lieblingsmodell von Edgar Degas: Australische Forscher konnten es mit Röntgenfluoreszenzanalyse unter einem anderen Frauenporträt sichtbar machen. 

Porträt von Emma Dobigny, Lieblingsmodell von Edgar Degas: Australische Forscher konnten es mit Röntgenfluoreszenzanalyse unter einem anderen Frauenporträt sichtbar machen. 

Foto: David Thurrowgood/dpa

Es ist paradox: Die Identität der älteren Dame mit schwarzer Kleidung, die Edgar Degas zwischen 1876 und 1880 porträtierte, ist bis heute unbekannt geblieben. Dagegen weiß man inzwischen, wer die junge Frau ist, die sich normalerweise unsichtbar, dahinter verbirgt. Es ist höchstwahrscheinlich ein Porträt von Degas Lieblingsmodell Emma Dobigny, das der Maler rund sieben Jahre vorher auf dieselbe Leinwand gemalt hatte. Dass es unterhalb der älteren Dame ein zweites Porträt gibt, wissen die Kunsthistoriker schon lange. Aber erst jetzt ist es gelungen, das Bild der schönen jungen Frau in allen Details und in seiner Farbgebung zu rekonstruieren. Dafür kam modernste Technik zum Einsatz.

XRF-Methode macht viele chemische Elemente sichtbar

Dass Maler im 19. Jahrhundert ihre Leinwände mehrfach benutzten und übermalten, war damals gängige Praxis. Das konnte mit Geldmangel zu tun haben, wie oftmals bei Vincent van Gogh, mit verworfenen Skizzen oder einfach weil ältere Bilder weniger wichtig geworden waren. Auch im Fall des Ölbildes „Porträt einer Frau“ von Degas (1834-1917), das sich in der National Gallery of Victoria in Melbourne, Australien befindet, wussten die Restauratoren aufgrund einer Röntgenaufnahme von dem verdeckten zweiten Frauenporträt. Sogar Verfärbungen auf den Wangen des oberen Porträts durch die darunter liegende Farbe waren sichtbar. Aber die schwarz-weiße Röntgenaufnahme ließ nur schemenhaft die Umrisse der Untermalung erkennen.

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Die Forscher David Patterson and Daryl Howard bereiten die Bestrahlung des Gemäldes mit energiereichem Licht vor.

Die Forscher David Patterson and Daryl Howard bereiten die Bestrahlung des Gemäldes mit energiereichem Licht vor.

Quelle: David Thurrowgood/dpa

Der Restaurator der National Gallery David Thurrowgood und seine Kollegen wollten es nun genau wissen. Sie nutzten dafür eine äußerst aufwendige und teure Technik, die erst seit wenigen Jahren für diese Zwecke eingesetzt wird: die Röntgenfluoreszenz-Methode (XRF). Mit dieser Methode haben Forscher bereits nachweisen können, dass japanische Kunstschmiede im 16. Jahrhundert Blattgold in unvorstellbarer Dünne von nur 100 Nanometer herstellen konnten.

Während auf den normalen Röntgenbildern, mit denen Gemälde bereits seit 1896 untersucht werden, nur wenige chemische Elemente wie Quecksilber und Blei sichtbar gemacht werden, kann die Röntgenfluoreszenz sehr differenziert eine Vielzahl an chemischen Elementen zeigen. Beim Degas-Bild waren es Arsen, Barium, Kobalt, Calcium, Chrom, Eisen, Mangan, Nickel, Kupfer, Quecksilber und Zink.

33 Stunden lang mit Röntgenstrahlen beschossen

Diese Elemente sind in typischen Mengenverhältnissen in Ölfarben enthalten. Das heißt, wenn die genaue chemische Zusammensetzung bekannt ist, kann die Farbe – mit einer gewissen Subjektivität – rekonstruiert werden. Um die chemische Zusammensetzung genau zu bestimmen, kam Degas‘ Bild in einen 216 m großen Teilchenbeschleuniger in der Nähe von Melbourne und wurde 33 Stunden lang mit energiereichem Röntgenlicht einer bestimmten Wellenlänge bestrahlt.

Weniger als 2 mm trennen den Detektor von der Oberfläche des Gemäldes. Beim Scannen wurden zeitgleich auf 384 Kanälen Bilddaten gesammelt. 

Weniger als 2 mm trennen den Detektor von der Oberfläche des Gemäldes. Beim Scannen wurden zeitgleich auf 384 Kanälen Bilddaten gesammelt.

Quelle: David Thurrowgood/dpa

Das charakteristische Echo, das die Atome der jeweiligen Elemente aussandten, wurde aufgezeichnet. Daraus wurde die Verteilung der chemischen Elemente auf der Leinwand und in einem weiteren Schritt mittels einer Software die Farbgebung rekonstruiert. So wissen die Restauratoren, dass die Elemente Eisen und Mangan in Umbrabraun vorhanden sind, Kupfer und Arsen in grün, Zink deutet auf weiß und Kobalt auf blau.

Ein Pixel ist 60 Mikrometer groß

Das riesige Datenvolumen des Scans brachte den Wissenschaftlern eine Auflösung, bei der ein Pixel 60 Mikrometer groß ist. Genug, um Feinheiten festzuhalten, die mit bloßem Auge gar nicht zu sehen wären. Pinselstriche zeigen offenbar, dass Degas die spitz zulaufenden Ohren der jungen Frau nachträglich geändert hat.

Die Restauratoren sind sich sicher, dass das versteckte Bild ein Porträt von Emma Dobigny ist. Die junge Frau, mit richtigem Namen Marie Emma Thuilleux, war um 1869/70 ein bevorzugtes Modell von Degas. Etwa sieben Jahre später drehte Degas das Bild einfach um 180 Grad und malte das zweite Frauenporträt direkt und in einer relativ dünnen Farbschicht darüber.

Die junge Dame auf dem Degas-Gemälde wird nach rund 140 Jahren zum ersten Mal sichtbar.

Die junge Dame auf dem Degas-Gemälde wird nach rund 140 Jahren zum ersten Mal sichtbar.

Quelle: David Thurrowgood/dpa

Um sicherzugehen, dass ihre nicht-invasive Methode auch tatsächlich keine Spuren hinterlässt, untersuchten die Wissenschaftler das Bild noch einmal nach dem Beschuss im Teilchenbeschleuniger. Nach der Prozedur seien keinerlei Veränderungen in den Pigmenten nachweisbar gewesen, betonen Thurrowgood und Kollegen in ihrem Beitrag in Scientific Report.

Der Methode, Bilder im Teilchenbeschleuniger zu analysieren, haben sich auch schon die Forscher der TU Dortmund bedient. Sie haben Bach-Portraits untersucht, um zu klären, ob es sich um Originale handelt.

 

Ein Beitrag von:

  • Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck ist seit 2001 journalistisch unterwegs in Print- und Online-Medien. Neben Architektur, Kunst und Design hat sie sich vor allem das spannende Gebiet der Raumfahrt erschlossen.

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