Internationale Studie 30.06.2014, 08:40 Uhr

Biolandbau genügt nicht: Auch Biobauern müssen mehr für Artenvielfalt tun

Produkte aus biologischem Anbau mögen gesund und lecker sein. Für die Artenvielfalt ist es jedoch relativ unerheblich, ob Äcker biologisch oder konventionell bewirtschaftet werden. Auch Biobauern müssen bewusst Lebensräume anlegen, um mehr für die Artenvielfalt zu tun.

Getreideernte in der Magdeburger Börde: Für die Artenvielfalt ist nicht allein entscheidend, ob ein Acker ökologisch oder konventionell bearbeitet wird. Wichtig ist auch, ob es Lebensräume wie Hecken in unmittelbarer Nähe gibt. 

Getreideernte in der Magdeburger Börde: Für die Artenvielfalt ist nicht allein entscheidend, ob ein Acker ökologisch oder konventionell bearbeitet wird. Wichtig ist auch, ob es Lebensräume wie Hecken in unmittelbarer Nähe gibt. 

Foto: dpa/Peter Förster

Ökologischer Landbau fördert zwar die Artenvielfalt, ist aber kein Selbstläufer. So lässt sich eine große internationale Studie zusammenfassen, die zehn europäische und zwei afrikanische Regionen hinsichtlich der Biodiversität untersucht hat und jetzt in der Zeitschrift Nature erschienen ist. Denn auch die Ökobetriebe müssen die Artenvielfalt gezielt fördern. Das kann geschehen, indem sie zum Beispiel zusätzliche artenreiche Lebensräume erhalten.

Vorteile des Biolandbaus betreffen vor allem den Acker selbst

„Vom Ökolandbau profitiert die Artenvielfalt von Pflanzen und Wildbienen besonders. Die beobachteten Vorteile konzentrieren sich jedoch vor allem auf Ackerflächen“, fasst Prof. Kurt-Jürgen Hülsbergen von der Technischen Universität München (TUM) die Ergebnisse zusammen. Hülsbergen leitet den Lehrstuhl für Ökologischen Landbau und Pflanzenbausysteme an der TUM und führte die Analysen in 16 zufällig ausgesuchten bayerischen Milchviehbetrieben durch.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Planungsingenieur (w/m/d) Straßenbau Die Autobahn GmbH des Bundes
ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH-Firmenlogo
Softwareentwickler und Softwaretester im Bereich virtuelle Simulation (gn) ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH
Fürstenfeldbruck Zum Job 
Max-Planck-Institut für Kernphysik-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) als Leitung der Betriebstechnik Max-Planck-Institut für Kernphysik
Heidelberg Zum Job 
ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH-Firmenlogo
Senior Softwareentwickler Missionsautomatisierung für FCAS (gn) ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH
Berlin, Fürstenfeldbruck, Koblenz Zum Job 
ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH-Firmenlogo
Expert Systems Engineering Drohnenabwehr (gn) ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH
Fürstenfeldbruck Zum Job 
Kölner Verkehrs-Betriebe AG-Firmenlogo
Ingenieur*in Betriebsleiterbüro (m/w/d) Kölner Verkehrs-Betriebe AG
Schwermetall Halbzeugwerk GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Automatisierungstechniker (m/w/d) Schwermetall Halbzeugwerk GmbH & Co. KG
Stolberg Zum Job 
GDMcom-Firmenlogo
Teamleiter Automation (m/w/d) GDMcom
Leipzig Zum Job 
STC Germany GmbH-Firmenlogo
Ingenieur/Techniker vorzugsweise für Hochfrequenztechnik (m/w/d) STC Germany GmbH
Frontenhausen Zum Job 
GDMcom-Firmenlogo
Sachbearbeiter für Verwaltung von Liegenschaften und Dienstbarkeiten (w/m/d) GDMcom
Leipzig Zum Job 
GDMcom GmbH-Firmenlogo
Systemingenieur für Informations- und Telekommunikationstechnik (m/w/d) GDMcom GmbH
Leipzig Zum Job 
Griesemann Gruppe-Firmenlogo
(Lead) Ingenieur EMSR-Technik (m/w/d) Griesemann Gruppe
Wesseling Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur Straßenplanung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Kempten Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur für Bauvorbereitung und -leitung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Kempten Zum Job 
Zink Ingenieure GmbH-Firmenlogo
Landschaftsarchitekt / Ingenieur (m/w/d) Zink Ingenieure GmbH
Lauf, Offenburg, Teningen Zum Job 
Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) - CVD-Diamant-Technologie Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF
Freiburg im Breisgau Zum Job 
IMS Messsysteme GmbH-Firmenlogo
Elektrotechnikingenieur/-techniker (m/w/i) für die Prüfung von Messsystemen IMS Messsysteme GmbH
Heiligenhaus Zum Job 
Mehler Vario System GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Bereich Entwicklung neue Systeme Mehler Vario System GmbH
Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern-Firmenlogo
Bauingenieur als Projektleiter Bau und Erhaltung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern
Kempten Zum Job 
ONEJOON GmbH-Firmenlogo
Techniker / Ingenieur (m/w/d) für unser Test Center im Bereich Anlagenbau / Thermoprozesstechnik ONEJOON GmbH
Bovenden Zum Job 

Untersucht wurden für die Studie landwirtschaftliche Flächen in zahlreichen Ländern Europas, auf denen völlig unterschiedliche Pflanzen angebaut wurden. Dennoch zeigten sich Gemeinsamkeiten. So tummelten sich auf den Bioäckern jeweils deutlich mehr Arten als auf den konventionell bestellten Ackerflächen, Wiesen und Rebkulturen.

Almabtrieb in den bayerischen Alpen: Biologisch arbeitende landwirtschaftliche Betriebe müssen auch zusätzliche Lebensräume schaffen, um die Artenvielfalt zu fördern.

Almabtrieb in den bayerischen Alpen: Biologisch arbeitende landwirtschaftliche Betriebe müssen auch zusätzliche Lebensräume schaffen, um die Artenvielfalt zu fördern.

Quelle: dpa/Diether Endlicher

Die Forscher untersuchten vier Artengruppen stellvertretend für die große Vielfalt an Lebewesen: Pflanzen, Regenwürmer, Spinnen und Wildbienen. Es zeigte sich, dass diese Artengruppen sehr unterschiedlich vom Ökolandbau profitieren. So wurden auf den Ökoflächen wesentlich mehr Pflanzen- und Wildbienenarten gefunden als auf den konventionellen Nachbarflächen. Auf Spinnen und Regenwürmer traf dies jedoch nicht zu.

Vorkommen gefährdeter Arten nicht von Bewirtschaftung abhängig

Wenn die Forscher dann auch noch Randflächen der Höfe wie Hecken oder Feldränder in ihre Untersuchung einbezogen, so verringerten sich die Unterschiede zwischen dem ökologischen und dem konventionellen Landbau noch mehr. „Offenbar kommen die Arten aus den Bioäckern in den übrigen Betrieben einfach in Randbereichen vor, und die gesamte Artenzahl verändert sich deshalb kaum“, erklärt Manuel Schneider vom Schweizer Forschungsinstitut Agroscope, das die europaweite Studie koordiniert und die Daten aus über 1400 Flächen der 205 untersuchten Betriebe ausgewertet hat. Noch eine Überraschung kann Schneider präsentieren: Das Vorkommen seltener oder gefährdeter Arten war nicht von der ökologischen Bewirtschaftung abhängig.

Die Landwirte müssen daher mehr unternehmen, um die stark gefährdete Artenvielfalt in der Agrarlandschaft zu schützen. Es braucht neben dem Ökolandbau ganz offenbar auch Anstrengungen, Lebensräume der gefährdeten Arten zu erhalten oder neu zu schaffen. „Erstaunlicherweise fanden wir auf den Ökobetrieben über alle Regionen hinweg nicht mehr naturnahe Lebensräume als auf den übrigen Betrieben“, berichtet Schneider. Die Autorinnen und Autoren der internationalen Studie haben da auch gleich ein paar Anregungen für die Landwirte im Angebot: Sie empfehlen, die Anzahl an Lebensräumen auf den Betrieben durch Gehölze, Grasstreifen oder Brachflächen zu erhöhen.

Die Vielfalt der Lebensräume entscheidet über Artenvielfalt

„Es zeigte sich sehr deutlich, dass die Vielfalt an Lebensräumen entscheidend für die Artenvielfalt ist“, bilanziert Prof. Hülsberger von der TU München: „Die Ergebnisse der Studie unterstreichen, wie wichtig die Erhaltung und Neuschaffung von Landschaftsstrukturen ist, wie sie mit dem Greening-Programm der EU-Agrarpolitik umgesetzt werden soll. Wenn sich die zusätzlichen Lebensräume vom Rest der Fläche unterscheiden, zum Beispiel Hecken in Graslandbetrieben oder Krautstreifen in Ackerbaubetrieben, erhöhen sie die gesamte Artenzahl des Betriebes stark.“

Eine Wissenschaftlerin sammelt Regenwürmer im Grasstreifen zwischen zwei Feldern. 

Eine Wissenschaftlerin sammelt Regenwürmer im Grasstreifen zwischen zwei Feldern.

Quelle: TU München

Untersucht wurden für die Studie biologisch und konventionell arbeitende Betriebe in ganz Europa. Dazu gehörten Ackerbaubetriebe beispielsweise in der Gascogne im Südwesten Frankreichs ebenso wie Gartenbaubetriebe in den Niederlanden, Grünland- und Milchbetriebe in der Zentralschweiz, Milchviehbetriebe in Bayern, Weinberge in Italien und Olivenplantagen in Spanien.

In jeder Region wurden 14 bis 20 Landwirtschaftsbetriebe ausgewählt. In Regionen mit Bio- und konventionellen Betrieben wurden Vertreter beider Bewirtschaftungsarten zufällig ausgewählt. Die Biobetriebe bewirtschaften ihre Fläche dabei jeweils seit mindestens fünf Jahren zertifiziert biologisch.

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.