Aquarium und Gewächshaus 24.04.2014, 07:03 Uhr

Europas größte Stadtfarm in Berlin kombiniert Tomaten- und Zanderzucht

Sie wird Zander und frische Tomaten produzieren, die größte Stadtfarm Europas mitten in Berlin. Die Kombination aus Aquarium und Gewächshaus nutzt die Verdauungsreste der Fische direkt als Nährstoff für die Tomaten. 25 Tonnen Fisch und 35 Tonnen Tomaten soll die Farm künftig im Jahr produzieren. 

Blick auf die Malzfabrik Berlin: Hier soll Europas größte Stadtfarm entstehen, die Fisch und Tomaten produzieren soll.

Blick auf die Malzfabrik Berlin: Hier soll Europas größte Stadtfarm entstehen, die Fisch und Tomaten produzieren soll.

Foto: ECF

Urban Guardening wird in den stickigen Metropolen Europas immer beliebter. Auf dem Tempelhofer Flughafengelände in Berlin zum Beispiel wuseln täglich Massen von Menschen herum, um Tomaten, Kräuter und Bohnen zu kultivieren. Direkt nebenan, auf dem ehemaligen Gelände einer Malzfabrik, macht sich jetzt das Berliner Start-up ECF Farmsystems daran, Europas größte Stadtfarm als Kombination aus Fischaufzucht und Gemüseanbau aufzubauen.

Gewächshaus steht auf dem Dach eines Schiffscontainers

Das Firmenkürzel ECF steht für Eco Friendly Farmsystems – es geht also um nachhaltige Landwirtschaft. „Wir haben die Vision, Verbrauchern Zugang zu nachhaltig erzeugten Lebensmitteln zu ermöglichen“, sagt Christian Echternacht, der zusammen mit Karoline vom Böckel und Nicolas Leschke ECF Farmsystems Anfang 2012 gegründet hat.

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Die ECF-Stadtfarm besteht aus einem Fischbecken (unten im Container), das den Dünger liefert für die Tomatenzucht darüber.

Die ECF-Stadtfarm besteht aus einem Fischbecken (unten im Container), das den Dünger liefert für die Tomatenzucht darüber.

Quelle: ECF

Und das geht so: Auf einem großen Hof, umgeben von historischen Klinkergebäuden der früheren Malzfabrik, steht ein Schiffscontainer mit einem Gewächshaus obendrauf. Dort wachsen vor allem Tomaten. Unten in einem großen Aquarium schwimmen bald rund 100 Zander, in Australien beheimatete Riesenbarsche mit weißem, festem Fleisch. „Bei diesem Fisch ist die Ökobilanz wegen der langen Transportwege besonders negativ“, sagt Echternacht.

Verdauungsreste der Fische werden zum Nährstoffboden

Die Technik basiert auf einem uralten Prinzip: Das Wasser samt Verdauungsreste der Fische wird gefiltert und als Dünger für die Pflanzen benutzt, die darüber gedeihen. Das Brauchwasser wird dabei aus den Tanks abgesaugt und zunächst in einem Lamellenfilter von Feststoffen befreit. Im Wasser befindet sich dann allerdings noch Ammonium, ein Stoffwechselprodukt der Fische, das über die Kiemen ausgeschieden wird. In die Kreislaufanlage ist deswegen ein von Bakterien besiedelter Biofilter integriert. Dort wird das Ammonium zu Nitrat abgebaut. Ein exzellenter Dünger, der das Wachstum der Tomaten beschleunigt.

Das Berliner Fisch-Gemüse kommt ohne Erde aus, alle Pflanzen wachsen direkt in der gefilterten Nährstoffmischung. Sie wurzeln in Mineralwolle. Durch Pflanzrinnen fließt ein gleichmäßiger dünner Nährlösungsfilm aus dem Fischkreislauf. Das Tomaten-Fisch-Projekt macht sich die Tatsache zu Nutze, dass Fische und Pflanzen ganz ähnliche Umweltbedürfnisse für ihr Wachstum haben – zum Beispiel die Vorliebe für Temperaturen um 27 Grad Celsius.

ECF-Mitgründer Nicolas Leschke vor den alten Weichbecken der Berliner Malzfabrik: Hier sollen künftig Fische gezüchtet werden. Mit deren Ausscheidungen werden Tomaten gezüchtet – mitten in Berlin.

ECF-Mitgründer Nicolas Leschke vor den alten Weichbecken der Berliner Malzfabrik: Hier sollen künftig Fische gezüchtet werden. Mit deren Ausscheidungen werden Tomaten gezüchtet – mitten in Berlin.

Quelle: ECF

Das überschüssige Wasser geben die Tomaten über ihre Blätter an die Umgebungsluft am. Mit sogenannten Kühlfallen in der Klimaanlage kann der Wasserdampf der Gewächshausatmosphäre durch Kondensation entzogen werden. Bei Bedarf wird dieses gereinigte Wasser wieder der Aquakultur zugeführt – das verringert den täglichen Verbrauch an Frischwasser auf unter drei Prozent. Das alles zahlt sich aus: Für die gleichen Erträge wird im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft bis zu 90 Prozent weniger Wasser und bis zu 70 Prozent weniger Fläche verbraucht.

Ausgedacht hat sich das System Werner Kloas, Professor am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Berlin, der dem Projekt auch den passenden Namen samt Slogan verpasst hat: „Der Tomatenfisch – F(r)isch für uns und die Umwelt.“ ECF hat die Technik lizensiert und seit der Firmengründung im Jahre 2012 auf die Kommerzialisierung vorbereitet.

ECF-Farmsystems will Stadtfarm auf 1800 Quadratmetern ausdehnen

Noch ist die Stadtfarm von ECF-Farmsystems nur ein Schiffscontainer mit Gewächshaus aus dem Baumarkt obendrauf. Das soll sich jetzt ändern. Auf 1800 Quadratmetern soll sich die erste kommerzielle Stadtfarm in Europa ausdehnen, in der gleichzeitig Gemüse und Fische wachsen. Pro Jahr will ECF so 25 Tonnen Fisch und 35 Tonnen Gemüse produzieren. Wenn ECF die gesamte Malzfabrik nutzen kann, glaubt ECF-Mitgründer Leschke an eine Fischmenge von 80 bis 120 Tonnen, die sich in den alten Weichbecken der Fabrik züchten lassen.

Alle Erzeugnisse vom Gelände der Malzfabrik sollen ortsnah vermarktet werden. „Den Fisch werden wir tagesfrisch an die Berliner Gastronomie verkaufen. Das Gemüse wird direkt an Verbraucher vertrieben“, sagt Echternacht. Dazu will ECF ein Gemüsekisten-Netzwerk aufbauen. 15 Euro soll die Gemüsekiste pro Woche kosten, der Fisch 15 Euro pro Kilogramm.

ECF hat auch schon einen Finanzinvestor gefunden, der an die Idee des Urban Guardenings der etwas anderen Art glaubt. Die IBB Beteiligungsgesellschaft, ein Risikokapitalgeber der Länder Berlin und Brandenburg, unterstützt das Tomaten-Fisch-Projekt mit einer siebenstelligen Investitionssumme. Der Bau der Stadtfarm beginnt in diesem Sommer.

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

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