Neue Technik zur Herstellung 19.11.2013, 06:58 Uhr

Federleichte Federn aus Karbon offenbar ohne jede Ermüdung

In manchen Industriebereichen zählt jedes Gramm. So ist im Automobilbau der Leichtbau mit Karbonfasern ein zentrales Thema, um den Kraftstoffverbrauch weiter zu senken. An der TU Wien haben sich Ingenieure jetzt an ziemlich filigrane Produkte aus Stahl gewagt, um diese künftig aus Karbonfasern zu fertigen: Federn in allen denkbaren Formen.

Eine filigrane Spiralfeder aus Karbonfaser ist extrem viel leichter, als ihr Gegenstück aus Stahl.

Eine filigrane Spiralfeder aus Karbonfaser ist extrem viel leichter, als ihr Gegenstück aus Stahl.

Foto: TU Wien

Im Automobilbau und erst recht in der Luft- und Raumfahrt gelten Karbonfasern als Ersatz für Stahl als das Material der Zukunft. Denn diese sind superleicht und bieten trotzdem optimale Materialeigenschaften, die sich problemlos mit Stahl vergleichen lassen. Seit kurzem betreibt BMW in Moses Lake im US-Bundesstaat Washington eine High-Tech-Anlage, um im großen Stil Karbonfasern zu spinnen. Ebenfalls seit kurzem ist der BMW-Elektroflitzer i3 in der Grundausstattung für 34.950 Euro zu haben, dessen Karosserie zu großen Teilen aus Karbon besteht. Entsprechend groß ist das Interesse der Branche am Leichtbau mit Karbon.

TU Wien hat sich der technischen Trivialität der Feder angenommen

Aber auch so unscheinbare Bauteile wie Federn in Armbanduhren oder Messgeräten sind heute noch aus Stahl, geben zum Beispiel in der Uhr als Unruhe den Takt vor und sorgen im Messgerät für die erforderliche Messgenauigkeit. Federn sind in der Tat allgegenwärtig und werden gerne als technische Trivialität abgekanzelt. Sie gelten als auserforscht.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
RHEINMETALL AG-Firmenlogo
Verstärkung für unsere technischen Projekte im Bereich Engineering und IT (m/w/d) RHEINMETALL AG
deutschlandweit Zum Job 
MB Global Engineering GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Projektleiter Elektrotechnik (m/w/d) MB Global Engineering GmbH & Co. KG
Darmstadt Zum Job 
Nitto Advanced Film Gronau GmbH-Firmenlogo
Projektingenieur (m/w/d) im Bereich Maschinen- und Anlagentechnik Nitto Advanced Film Gronau GmbH
Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH-Firmenlogo
Bauingenieur Hochbau / Architekt (m/w/d) Städtische Wohnungsgesellschaft Eisenach mbH
Eisenach Zum Job 
Dorsch Gruppe-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Tragwerksplanung mit Perspektive auf Fachbereichsleitung Dorsch Gruppe
Wiesbaden Zum Job 
IT-Consult Halle GmbH-Firmenlogo
Trainee SAP HCM / Personalwirtschaft (m/w/d) IT-Consult Halle GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern-Firmenlogo
Projektingenieur für Brückenbau / Tunnelbau / Ingenieurbau (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern
München Zum Job 
Regierungspräsidium Freiburg-Firmenlogo
Bachelor / Dipl. Ing. (FH) (w/m/d) der Fachrichtung Wasserwirtschaft, Umwelt, Landespflege oder vergleichbar Regierungspräsidium Freiburg
Freiburg im Breisgau Zum Job 
Clariant SE-Firmenlogo
Techniker* für Automatisierungstechnik Clariant SE
Oberhausen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieurin oder Bauingenieur in der Schlichtungsstelle (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Hannover Zum Job 
Big Dutchman International GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Techniker / Meister (m/w/d) Big Dutchman International GmbH
BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Entwickler / Konstrukteur für die Verdichterentwicklung (m/w/x) BOGE KOMPRESSOREN Otto Boge GmbH & Co. KG
Großenhain Zum Job 
Griesemann Gruppe-Firmenlogo
Ingenieur Verfahrenstechnik / Prozessingenieur (m/w/d) Griesemann Gruppe
Wesseling, Köln Zum Job 
Energieversorgung Halle Netz GmbH-Firmenlogo
Fachingenieur Netzbetrieb Strom (m/w/d) Energieversorgung Halle Netz GmbH
Halle (Saale) Zum Job 
Hamburger Wasser-Firmenlogo
Ingenieur/Referent (m/w/d) Vergabe Ingenieur-/ Bauleistungen Hamburger Wasser
Hamburg Zum Job 
Möller Medical GmbH-Firmenlogo
Industrial Engineer (m/w/d) Möller Medical GmbH
RWE Technology International GmbH-Firmenlogo
Projektmanager (m/w/d) Anlagenrückbau RWE Technology International GmbH
MÜNZING CHEMIE GmbH-Firmenlogo
Prozessoptimierer (m/w/d) für die chemische Industrie MÜNZING CHEMIE GmbH
Elsteraue Zum Job 
über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.-Firmenlogo
COO (m/w/d) über ifp | Executive Search. Management Diagnostik.
Norddeutschland Zum Job 
JOSEPH VÖGELE AG-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Elektrotechnik Hardwareentwicklung/Elektrokonstruktion JOSEPH VÖGELE AG
Ludwigshafen am Rhein Zum Job 

Der Diplom-Ingenieur Richard Zemann vom Institut für Fertigungstechnik und Hochleistungslasertechnik der TU Wien hat sich jetzt der technischen Trivialität der Feder angenommen und sich der Herausforderung gestellt, auch so filigrane Bauteile wie Spiralfedern aus Karbonfasern fertigen zu können. Nur einige Mikrometer dick sind die Fasern, die das Team um Zemann verwendet, doch ihre Länge kann in die Kilometer gehen.

Um den Fasern eine Form zu geben, betten die Forscher diese in eine Matrix ein, zum Beispiel aus Epoxidharz. „Das Harz selbst nimmt im optimalen Fall keine Kräfte auf, aber es bindet die Kohlenstofffasern aneinander und sorgt so für die nötige Statik“, erklärt Richard Zemann. Um auch komplexe Federformen herstellen zu können, hat das Team der TU Wien gemeinsam mit der Wiener Fabrik für technische Federn, der Rudolf Tmej GmbH, einen Prozess entwickelt, der die Fertigung aller wichtigen Federgestalten erlaubt.

Auch nach 100.000 Belastungszyklen ermüdungsfrei

Nach dem Leitsatz des Unternehmens „Uns ist kein Problem zu groß und keine Serie zu klein“ haben die Forscher nun ein Herstellungsverfahren für komplizierte spiralförmige oder schraubenförmige Formen entwickelt. Den jetzt gefundenen Prozessweg will der Ingenieur nicht verraten. „Wir stellen jedenfalls zuerst einen dicken Draht her, der danach zu einer schraubenförmigen Feder umgeformt werden kann“, verrät Zemann.

Federn aus Karbonfaser sind extrem belastbar und zeigen auch nach 100.000 Belastungszyklen keinerlei Ermüdungserscheinungen.

Federn aus Karbonfaser sind extrem belastbar und zeigen auch nach 100.000 Belastungszyklen keinerlei Ermüdungserscheinungen.

Quelle: TU Wien

Die aus den Karbonfasern jetzt hergestellten Spiralfedern sind so extrem belastbar, dass die Forscher sich nicht in der Lage sehen, eine Belastungsgrenze zu ziehen. Erste Spiralfedern konnten 100.000 Belastungszyklen unbeschadet überstehen. „Wir haben den Versuch dann einfach abgebrochen – die Federn zeigten überhaupt keine Ermüdung und hätten sicher noch eine viel größere Zahl von Belastungen ausgehalten“, sagt Richard Zemann.

Jetzt geht es darum, den entwickelten Herstellungsprozess der Federn für die Serienfertigung zu verbessern. Zemann sieht hierbei vor allem Forschungsbedarf bei der Harz- oder Kunststoffkomponente. Die Karbonfasern halten die vieltausendfache Belastung ohne Probleme aus, aber die Matrix, in die diese eingebettet sind, könnte irgendwann doch geringfügig ihre Form ändern. An der Formstabilität der Matrix wird in Wien derzeit noch geforscht.

Bis zu 80 Prozent leichter als Stahl

Die aus den Karbonfasern entstehenden neuartigen Federn sind äußerst korrosions- und chemikalienbeständig und stehen Stahlfedern nicht nach. Allerdings haben sie einen weiteren, einen entscheidenden Vorteil: Sie sind superleicht. Bei gleicher Steifigkeit reduziert sich die Masse um 70 bis 80 Prozent im Vergleich zur herkömmlichen Stahlfeder. Und diese extrem große Gewichtsreduktion macht die Federn einer neuen Generation hochinteressant für alle die Industriebereiche, in denen das Gewicht von Bauteilen eine entscheidende Rolle spielt. Für Autobauer, aber auch für den Luft- und Raumfahrtbereich, korreliert ein geringeres Gewicht immer sofort mit einem geringeren Treibstoffverbrauch. Und damit geht es um die Betriebskosten, die sich über diese neuen Materialien deutlich senken lassen.

Zwar ist die Herstellung von Bauteilen aus Karbonfasern noch sehr viel teurer, als die Herstellung von Bauteilen aus Stahl. Das gilt auch für die neuen Wiener Federn. Das wird sich aber mit der Zeit ändern. „Zunächst werden sich Karbonfaser-Verbundfedern sicher im gehobenen Marktsegment durchsetzen“, prognostiziert Richard Zemann. „Doch langfristig soll die neue Technologie auch in Massenprodukten verwendet werden – das ist unser erklärtes Ziel.“

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.