Unter Wasser 19.08.2013, 13:30 Uhr

Autonom im Schwarm unterwegs

Autonome Unterwasserfahrzeuge (AUV) sind recht neu und können im nassen Revier sehr viele Aufgaben völlig alleine erledigen. An der Kieler Universität begleiten die AUVs jetzt Studierende bei ihren Abschlussarbeiten. Die AUVs aus Kiel sind als Schwarm organisiert und können sich untereinander verstehen.

Projektkoordinator Sven Leitsch (li.) präsentiert zusammen mit Professor Peter Adam Höher die autonomen Unterwasservehikel „Plexi“ und „Kugelfisch“.

Projektkoordinator Sven Leitsch (li.) präsentiert zusammen mit Professor Peter Adam Höher die autonomen Unterwasservehikel „Plexi“ und „Kugelfisch“.

Foto: Uni Kiel/Raissa Nickel

„Plexi“ und „Kugelfisch“ sind Teil eines Teams und kommen viel rum. Die beiden Geräte mit den lustigen Namen sind autonome Unterwasservehikel (AUV) und arbeiten im Dienst der Lehre und Forschung der Kieler Christian-Albrecht-Universität (CAU). In zwölf Teilprojekten untersuchen und realisieren die Teilnehmenden studienbegleitend im Bachelor- und Masterprogramm multiple Lösungsvorschläge für die AUVs. „Die autonomen Unterwasservehikel bieten eine attraktive Lehre und eine Fülle an Möglichkeiten, um Studierende zu begeistern und Eigenverantwortung zu stärken. Zudem sind sie eine Plattform für wissenschaftliche Interessen“, fasst Adam Höher, Professor am Institut für Elektrotechnik und Informationstechnik am CAU die Arbeit im Projekt der Technischen Fakultät zusammen.

Viel Raum für Ideen

Der Student des Wirtschaftsingenieurwesens Sven Leitsch koordiniert das AUV-Projekt. Er hat zusammen mit 25 Studierenden und fünf wissenschaftlichen Mitarbeitern unter anderem „Plexi“ und „Kugelfisch“ entworfen und gebaut. Und ist weiter mit Begeisterung dabei: „Teilweise kommen einen in der Freizeit phantastische Ideen, die wir als nächstes in Angriff nehmen können“, schwärmt Leitsch.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Projektingenieur Planung (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr-Firmenlogo
Ingenieur/Ingenieurin (m/w/d) Informatik/Elektrotechnik Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr
Mannheim Zum Job 
Wirtgen GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur im Bereich Kaltrecycling (m/w/d) Wirtgen GmbH
Windhagen Zum Job 
LTS Lohmann Therapie-Systeme AG-Firmenlogo
Leiter Haustechnik (m/w/d) LTS Lohmann Therapie-Systeme AG
Andernach Zum Job 
NORD-MICRO GmbH & Co. OHG a part of Collins Aerospace-Firmenlogo
Service Ingenieur - Fans (m/w/d) NORD-MICRO GmbH & Co. OHG a part of Collins Aerospace
Frankfurt am Main Zum Job 
Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr-Firmenlogo
Ingenieurin/Ingenieur (m/w/d) mit Master Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr
Mannheim Zum Job 
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Bauprojekte Gashochdruck (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
GOLDBECK West GmbH-Firmenlogo
Bauleiter (m/w/d) Elektrotechnik / Versorgungstechnik im Rhein-Ruhr-Gebiet GOLDBECK West GmbH
verschiedene Standorte Zum Job 
GOLDBECK West GmbH-Firmenlogo
Projektleiter (m/w/d) Elektrotechnik / Versorgungstechnik im Rhein-Ruhr-Gebiet GOLDBECK West GmbH
verschiedene Standorte Zum Job 
Cesra Arzneimittel GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Mechatroniker / Elektroniker / Industriemechaniker (w/m/d) - Betriebstechnik Cesra Arzneimittel GmbH & Co. KG
Baden-Baden Zum Job 
Stadtwerke Tübingen GmbH-Firmenlogo
Meister der Elektrotechnik (m/w/d) als Bauaufsicht und Netzführung Stadtwerke Tübingen GmbH
Tübingen Zum Job 
Knauf Unternehmensgruppe-Firmenlogo
Projektingenieur Werksplanung Mechanik (m/w/d) Knauf Unternehmensgruppe
Iphofen Zum Job 
Stadtwerke Tübingen GmbH-Firmenlogo
Elektromonteure (m/w/d) Stadtwerke Tübingen GmbH
Tübingen Zum Job 
Stadtwerke Tübingen GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Netzleitwarte Stadtwerke Tübingen GmbH
Tübingen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Planungsingenieur (w/m/d) Straßenbau Die Autobahn GmbH des Bundes
Max-Planck-Institut für Kernphysik-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) als Leitung der Betriebstechnik Max-Planck-Institut für Kernphysik
Heidelberg Zum Job 
ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH-Firmenlogo
Softwareentwickler und Softwaretester im Bereich virtuelle Simulation (gn) ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH
Fürstenfeldbruck Zum Job 
ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH-Firmenlogo
Expert Systems Engineering Drohnenabwehr (gn) ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH
Fürstenfeldbruck Zum Job 
ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH-Firmenlogo
Senior Softwareentwickler Missionsautomatisierung für FCAS (gn) ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH
Berlin, Fürstenfeldbruck, Koblenz Zum Job 
Kölner Verkehrs-Betriebe AG-Firmenlogo
Ingenieur*in Betriebsleiterbüro (m/w/d) Kölner Verkehrs-Betriebe AG

Um all diesen vielen phantastischen Ideen viel Raum zu bieten, sind die AUVs recht einfach gehalten und nicht mit Technik vollgestopft. Hinten im AUV sitzen der Motor und die für die Steuerung notwendigen beweglichen Finnen. Daneben beherbergt das AUV im hinteren Teil eine von den Studenten selbstständig programmierte Antriebseinrichtung mit einer Rechnereinheit. Vorne ist Platz für modular austauschbare Sensoren und Elektronik.

Wasser dämpft die Funkwellen

Ein großes Problem für autonome Unterwasserfahrzeuge ist die Kommunikation unter Wasser. „Im Wasser zu kommunizieren und über weite Distanzen Inhalte zu senden, ist sehr schwierig. Die Dämpfung von Signalen ist das Hauptproblem und die Physik der Unterwasserkommunikation schreibt uns Grenzen vor“, erklärt Professor Höher.

Die Grafik illustriert das Kommunikationsmodell eines Schwarms von autonomen Unterwasservehikeln. Ausgehend von einem Tablet, Handy oder PC wird eine Verbindung zur Boje mit konventioneller Technik (WLAN) aufgenommen. Die Daten werden in der Distanzkommunikation von der Boje zum Schwarm gesendet und innerhalb des Schwarms in Hochgeschwindigkeit übertragen.

Die Grafik illustriert das Kommunikationsmodell eines Schwarms von autonomen Unterwasservehikeln. Ausgehend von einem Tablet, Handy oder PC wird eine Verbindung zur Boje mit konventioneller Technik (WLAN) aufgenommen. Die Daten werden in der Distanzkommunikation von der Boje zum Schwarm gesendet und innerhalb des Schwarms in Hochgeschwindigkeit übertragen.

Quelle: Uni Kiel/Sven Leitsch

Das Team um Höher hat sich eine pfiffige Lösung für das Problem der Unterwasserkommunikation ausgedacht. Mehrere AUVs bilden zusammen einen navigierbaren Schwarm. So können die Kieler Forscher die starke Absorption der Funksignale durch das Wasser überlisten. „Hier liegt ein Vorteil der Schwarm-Idee“, freut sich Adam Höher. Sven Leitsch ergänzt: „Durch die Existenz mehrerer Vehikel können wir diese Problematik ganz neu aufrollen und neue Ansätze in der Nahbereichs- wie auch Distanzkommunikation, wie es bereits durch den Test einer Magnetfeldkommunikation geschah, verfolgen.“

Boje dient als Vermittlungs-Schnittstelle

Schritt eins im Kommunikationsgeschehen ist per Smartphone oder Tablet über WLAN eine Verbindung zur Boje, die auf der Wasseroberfläche schwimmt und als Vermittlungs-Schnittstelle zum Schwarm fungiert. Die Boje hält dann im zweiten Schritt die Verbindung zum Schwarm, der unter sich eine Hochgeschwindigkeits-Kommunikation aufrechterhalten kann.

Der AUV-Schwarm regelt alle für den programmierten Einsatz notwendigen Schritte und Bewegungen völlig selbstständig. So kann der AUV-Schwarm zum Beispiel eine 3D-Grafik einer Unterwasserpipeline erstellen. Dabei können aus verschiedenen Winkeln Fotos zu einem virtuellen Raum zusammengefügt werden, die mittels Fernübertragung von einem Begleitschiff ausgewertet werden.

„Die Einsatzmöglichkeiten sind fast unbegrenzt“, sagt Adam Höher. So lassen sich Unterwasser-Abstandsmesser wie im Automobilbau realisieren, Warnsysteme vor Wassereinbruch sind denkbar oder auch Umweltbeobachtung durch Unterwasserproben. So flexibel und modular sind die AUVs echte kleine Alleskönner unter Wasser.

Suche nach Flugzeugwrack war AUV-Premiere

Wozu solche AUVs in der Lage sind, zeigt der weltweit erste Einsatz solcher autonomen Unterwasserfahrzeuge: In der Nacht vom 31. Mai zum 1. Juni 2009 stürzte eine Air-France-Maschine auf dem Flug von Rio de Janeiro nach Paris vor der Küste Brasiliens in den Atlantik. Bei diesem Absturz des Airbus A330-200 kamen alle 228 Insassen ums Leben. Es war der bisher schwerste Unfall in der Geschichte der Air France. An der Absturzstelle ist der Ozean bis zu 4000 Meter tief, entsprechend kompliziert gestaltete sich die Suche nach dem Flugzeug am Meeresboden.

Erstmals kamen dabei autonome Unterwasservehikel zum Einsatz. Die vier Meter langen, zigarrenförmigen Geräte können in Tiefen bis zu 6000 Metern relativ große Flächen untersuchen. Für die Wracksuche wurden drei AUVs, eines kam damals vom Kieler Institut für Meereswissenschaften (IFM-GEOMAR), als Schwarm auf die Reise in die Tiefsee geschickt. Sie kommunizierten untereinander und stimmten ihre jeweiligen Such-Routen aufeinander ab. „So können sie ein größeres Gebiet im Wechselspiel untereinander absuchen“, erklärt Peter Herzig, Direktor des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, wie das IFM-GEOMAR heute heißt.

Meeresboden in 4000 Metern Tiefe auf 20 Zentimeter genau kartiert

Am 14. April 2011 fanden die AUVs das Flugzeugwrack in rund 4000 Meter Meerestiefe auf einer ebenen Stelle des Meeresbodens. Im Rahmen dieser Suche haben die autonomen Unterwasservehikel insgesamt mehr als 2000 Quadratkilometer abgesucht, mit einer Genauigkeit von 20 Zentimetern. „Dieser Bereich ist jetzt der am besten kartierte Meeresboden weltweit“, meinte Peter Herzig seinerzeit. „Normalerweise haben wir keine solchen Detailkarten. Jetzt aber sehen wir einzelne Vulkane, Verwerfungen und Sedimente. Abgesehen von dem traurigen Anlass und der Region, in der das Wrack liegt, wird dies vielleicht einmal so etwas wie Wissenschaftspark werden, wo man umfassende Untersuchungen durchführen kann.“

In Kiel jetzt Förderung aus dem PerLe-Fond für Lehrinnovationen

Soviel zum Potential der autonomen Unterwasservehikel. Das AUV-Projekt der Uni Kiel hat jetzt das „Projekt erfolgreiches Lehren und Lernen (PerLe) der Universität Kiel überzeugt und eine Förderung aus dem Fonds für Lehrinnovationen erhalten. Der PerLe-Fond Lehrinnovationen läuft bis 2016 und hat ein jährliches Budget von 100 000 Euro. PerLe wird aus Mitteln des Qualitätspaktes Lehre des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.

„Ich bin sehr erstaunt, wie motiviert die Gruppe ist“, betont Professor Höher das große Engagement seiner Studierenden. „Die Beteiligung an diesem Projekt fördert Soft Skills, wie problemorientiertes und praxisrelevantes Arbeiten, Team-Organisation und Projektmanagement, die nicht in Form einer Frontallehre zu vermitteln sind. Es ist wichtig für Ingenieure, früh mit der Praxisausbildung in Kontakt zu kommen. Das ist, was die Industrie braucht und wir bieten.“

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.