Testbetrieb in Karlsruhe 11.11.2016, 07:41 Uhr

Mikroben verarbeiten Rauchgas von Kohlekraftwerken zu Bioplastik

Die Rauchwolken stehen imposant über den riesigen Kohlekraftwerken am Niederrhein und in der Lausitz: Was wie Wolken aussieht, ist ein Klimakiller. Jetzt haben Ingenieure ein Verfahren entwickelt, das die Abgase als Rohstoff nutzt. Mikroben produzieren aus dem Rauch Bioplastik.

Mächtige Wasserdampfsäulen des Braunkohlekraftwerkes in Janschwalde in der Lausitz: Forscher haben ein neues Verfahren entwickelt, bei dem Mikroben das Rauchgas von Kohlekraftwerken nutzen, um aus dem enthaltenen CO<custom name="sub">2</custom> einen Biokunststoff herzustellen.

Mächtige Wasserdampfsäulen des Braunkohlekraftwerkes in Janschwalde in der Lausitz: Forscher haben ein neues Verfahren entwickelt, bei dem Mikroben das Rauchgas von Kohlekraftwerken nutzen, um aus dem enthaltenen CO2 einen Biokunststoff herzustellen.

Foto: Patrick Pleul/dpa

Das Verfahren haben gerade die Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) vorgestellt. Ihre Idee: Der im Rauchgas enthaltene Kohlenstoff wird als Rohstoff für die Kunststoffproduktion genutzt. Guter Nebeneffekt: Das klimaschädliche CO2 wird beseitigt.

Grundlage des neuen Verfahrens ist eine recht neue Technologie – die mikrobielle Elektrosynthese.  Erst vor rund sechs Jahren konnten Forscher in den USA zeigen, wie bestimmte Mikroorganismen auf einer Kathode als alleinige Energie- und Elektronenquelle wachsen und dabei Kohlendioxid fixieren können.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Albert Handtmann Elteka GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Laboringenieur (m/w/d) Albert Handtmann Elteka GmbH & Co. KG
Biberach an der Riß Zum Job 
Ruhr-Universität Bochum-Firmenlogo
Dipl.-Ingenieur*in Fachrichtung Elektrotechnik (FH) oder vergleichbar (m/w/d) Ruhr-Universität Bochum
Bundeswehr-Firmenlogo
Ingenieur/in (m/w/d) Informatik/Elektrotechnik Bundeswehr
keine Angabe Zum Job 
Stadtwerke Norderstedt-Firmenlogo
Planungsingenieur:in als Teamleiter:in (m/w/d) Infrastrukturausbau Stadtwerke Norderstedt
Norderstedt Zum Job 
Bundeswehr-Firmenlogo
Ingenieurin/Ingenieur (m/w/d) Bundeswehr
keine Angabe Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Abteilungsleitung (w/m/d) Bau, Baugrund- und Baustoffprüfung Die Autobahn GmbH des Bundes
Klinger und Partner GmbH-Firmenlogo
Projektleiter Tiefbau und Straße (m/w/d) Klinger und Partner GmbH
Stuttgart Zum Job 
SALT AND PEPPER Technology GmbH & Co. KG-Firmenlogo
System Engineer für Entwicklungsprojekte (all genders) SALT AND PEPPER Technology GmbH & Co. KG
Hamburg Zum Job 
Stuttgart Netze GmbH-Firmenlogo
Ingenieur Energietechnik Smart Grid (w/m/d) Stuttgart Netze GmbH
Stuttgart Zum Job 
SALT AND PEPPER Technology GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Hardware (all genders) SALT AND PEPPER Technology GmbH & Co. KG
Hamburg Zum Job 
SALT AND PEPPER Technology GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Testingenieur Software für Entwicklungsprojekte (all genders) SALT AND PEPPER Technology GmbH & Co. KG
Hamburg Zum Job 
Panasonic Industrial DevicesEurope GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) in der industriellen Hardwareentwicklung Panasonic Industrial DevicesEurope GmbH
Lüneburg Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Projektingenieurin / Projektingenieur (w/m/d) Bauwesen Deponietechnik Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Berlin, Homeoffice möglich Zum Job 
Stadtwerke Görlitz AG-Firmenlogo
Referent Netztechnik (m/w/d) Stadtwerke Görlitz AG
Görlitz Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Architekt / Ingenieur im Hochbau (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern-Firmenlogo
Mitarbeiter für die Straßenbaubehörde (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Südbayern
Kempten (Allgäu) Zum Job 
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst-Firmenlogo
Leitung (m/w/d) des Gebäudemanagements HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst
Hildesheim Zum Job 
WSW Wuppertaler Stadtwerke GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Planung / Bau Wärme WSW Wuppertaler Stadtwerke GmbH
Wuppertal Zum Job 
WSW Wuppertaler Stadtwerke GmbH-Firmenlogo
Leitender Ingenieur (m/w/d) Planung / Bau Wärme WSW Wuppertaler Stadtwerke GmbH
Wuppertal Zum Job 
WSW Wuppertaler Stadtwerke GmbH-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) Planung / Bau Wärme WSW Wuppertaler Stadtwerke GmbH
Wuppertal Zum Job 

Diese Arbeiten waren der Ausgangspunkt für die Arbeit der Wissenschaftler vom Institut für Angewandte Biowissenschaftler (IAB) am KIT. Mit der mikrobiellen Elektrosynthese war es bisher nur möglich, einfache Substanzen wie die Salze der Essigsäure herzustellen. Eine Kohlenstoffindustrie sieht anders aus.

„Dem menschlichen Atmungsprozess recht ähnlich“

„Wir haben den Prozess dahingehend optimiert, dass wir den Mikroorganismen mehr Energie zur Verfügung stellen, sodass sie komplexere Moleküle – zum Beispiel Polymere – produzieren können“, erklärt Johannes Eberhard Reiner vom IAB. „Dazu mischen wir das CO2 mit Luft. Die Mikroorganismen können dann den Sauerstoff als Elektronenakzeptor nutzen“, erklärt der Forscher.

Der Biologe Johannes Eberhard Reiner vom KIT mit den Reaktoren zur mikrobiellen Elektrosynthese: Die Mikroorganismen in den Reaktoren produzieren aus Rauchgas, Luft und Strom das Biopolymer Polyhydroxybuttersäure. 

Der Biologe Johannes Eberhard Reiner vom KIT mit den Reaktoren zur mikrobiellen Elektrosynthese: Die Mikroorganismen in den Reaktoren produzieren aus Rauchgas, Luft und Strom das Biopolymer Polyhydroxybuttersäure.

Quelle: Constanze Zacharias/KIT

Das ist beim menschlichen Atmungsprozess ganz ähnlich, bei dem der Sauerstoff ebenfalls als Empfänger von Elektronen dient. „Bei uns Menschen kommen die Elektronen natürlich nicht von einer Kathode, sondern werden durch die Verstoffwechselung der aufgenommenen Nahrung in den Zellen freigesetzt und dort dann zur Energiegewinnung auf Sauerstoff übertragen“, beschreibt Eberhard Reiner.

Verfahren ersetzt Öl als Rohstoff für Kunststoffe

Aus den in diesem Prozess entstehenden Polymeren lassen sich zum Beispiel Einwegbecher, Verpackungen oder kompostierbare Abfallbeutel herstellen. Alles Produkte, die heute noch aus dem Rohstoff Erdöl stammen.

Rauchgasentschwefelungsanlage des EnBW-Steinkohlekraftwerks im Rheinhafen Karlsruhe: In dem Kraftwerk wird die neue Technik erprobt, mithilfe von Mikroben Biokunststoff aus dem im Rauchgas enthaltenen Kohlenstoff zu produzieren.

Rauchgasentschwefelungsanlage des EnBW-Steinkohlekraftwerks im Rheinhafen Karlsruhe: In dem Kraftwerk wird die neue Technik erprobt, mithilfe von Mikroben Biokunststoff aus dem im Rauchgas enthaltenen Kohlenstoff zu produzieren.

Quelle: EnBW

Damit der Weg in einen Kohlenstoffkreislauf ein nachhaltiger Weg ist, beziehen die Wissenschaftler die für den Prozess erforderliche elektrische Energie aus regenerativen Quellen. Das benötigte Kohlendioxid als Mikrobenfutter stammt aus dem Rauchgas von Kraftwerken, die mit fossilen Energieträgern arbeiten.

Test mit Abgase aus dem Kohlekraftwerk Karlsruhe

„BioElectroPlast“ heißt das im September 2016 gestartete Forschungsvorhaben des KIT, welches vom Bundesforschungsministerium drei Jahre lang gefördert wird. Neben vielen weiteren Partnern beteiligt sich auch der Energieversorger EnBW. Dem Energiekonzern geht es darum, Möglichkeiten zu finden, den Ausstoß von Kohlendioxid bei der  Brückentechnologie Kohleverbrennung weiter zu reduzieren. Praktisch für die KIT-Forscher: Sie können ihre Bioreaktoren direkt im Kohlekraftwerk der EnBW am Rheinhafen Karlsruhe testen und die Abgase des Kraftwerks nutzen.

Schon seit längerem arbeitet auch eine Forschungsallianz mit 21 Partnern, der unter anderem die Technischen Universitäten in Dortmund, Aachen, Karlsruhe und Darmstadt sowie Großunternehmen wie RWE angehören, an der Technik, Mikroorganismen zur Kohlendioxid-Verwertung zu bewegen. Genutzt werden dabei die Rauchgase aus den Braunkohlekraftwerken am Niederrhein.

Wasser, CO2 und Ökostrom sind die Grundlagen für Audi e-diesel.

Wasser, CO2 und Ökostrom sind die Grundlagen für Audi e-diesel.

Quelle: Audi

Auch der Autohersteller Audi experimentiert mit CO2 als Rohstoff. Zusammen mit dem Dresdner Energietechnikunternehmen Sunfire hat der Autohersteller ein Verfahren entwickelt, in dem ein synthetischer Diesel auf CO2-Basis entsteht.

Schon im industriellen Maßstab nutzt der Leverkusener Bayer-Konzern CO2 als Rohstoff. Im Werk in Dormagen ist im Sommer eine Anlage in Betrieb gegangen, die aus Kohlendioxid den Schaumstoff für Matratzen herstellt. Sie ist in Deutschland die erste Anlage ihrer Art und soll einen Durchsatz von 5000 t pro Jahr erreichen. An der Entwicklung war auch die RWTH Aachen beteiligt.

Covestro ist es gelungen, mit CO2 Kunststoff zu produzieren. Das reduziert die Abhängigkeit von Erdöl. Erste Matratzen und Polstermöbel kommen dieses Jahr auf den Markt. 

Covestro ist es gelungen, mit CO2 Kunststoff zu produzieren. Das reduziert die Abhängigkeit von Erdöl. Erste Matratzen und Polstermöbel kommen dieses Jahr auf den Markt.

Quelle: Covestro

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.