Gespräche abgehört 11.11.2015, 15:32 Uhr

Wie die britische Regierung den Bombenlegern auf die Spur kam

Es ist erstaunlich, wie rasant schnell sich nach dem Absturz des russischen Flugzeugs über Sinai erwiesen hat, dass eine Bombe die Ursache war. Die Erklärung dafür ist die kontinuierliche Überwachung sämtlicher Kommunikation durch die Geheimdienste.

Russische Sicherheitskräfte an einem Wrackteil der abgestürzten Passagiermaschine A321 auf der Sinai-Halbinsel: Der britische Geheimdienst kam den Bombenlegern durch abgehörte Telefonate und E-Mails rasch auf die Spur.

Russische Sicherheitskräfte an einem Wrackteil der abgestürzten Passagiermaschine A321 auf der Sinai-Halbinsel: Der britische Geheimdienst kam den Bombenlegern durch abgehörte Telefonate und E-Mails rasch auf die Spur.

Foto: Russische Regierung/Emercom

Der britische Geheimdienst wird wegen seiner intensiven Spionage auch gegen befreundete Staaten häufig und mit Recht heftig kritisiert. Kein anderes Land überwacht seine Bürger so intensiv wie Großbritannien, wie Ingenieur.de in einem ausführlichen Bericht dokumentiert hat. Dass diese Aktivitäten aber auch ihre nützlichen Seiten haben, demonstriert das Tempo, mit dem die Regierung in London erfuhr, dass die russische Passagiermaschine über dem Sinai durch ein Bombenattentat abstürzte.

Dass die britische Analyse nicht nur schnell, sondern auch richtig war, dokumentiert das rasche Einlenken nicht nur der USA, sondern auch der russischen Regierung auf die britische Linie. Auf die richtige Spur kamen die Briten durch das Abhören von Telefonen und Internet-Verkehr, wie das der Geheimdienst GCHQ tagtäglich macht. GCHQ steht für den auf technische Aufklärung spezialisierten Geheimdienst Gouvernement Communications Headquarter im südenglischen Cheltenham.

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Gespräche und E-Mails werden automatisch belauscht

Die Arbeit des GCHQ ist extrem stark automatisiert. Nur so ist es möglich, den Sprach- und Schriftverkehr ganzer Regionen schnell und einigermaßen gründlich zu analysieren. Automatisierung bedeutet dabei, dass für bestimmte Regionen oder Teilregionen Suchbegriffe eingegeben werden. Wird die automatische Abhörung fündig, werden die entsprechenden Gespräche oder E-Mails aufgezeichnet, gespeichert und schließlich von Menschen ausgewertet.

Selbst in den berühmten Doppeldecker-Bussen in London sind Überwachungskameras installiert.

Selbst in den berühmten Doppeldecker-Bussen in London sind Überwachungskameras installiert.

Quelle: Visit Britain

Zu den Suchbegriffen, die auch schon vor dem Absturz des russischen Metrojet-Flugzeugs als vorrangig eingegeben waren, gehörten unter anderem “Bombe” und “Zünder” sowie technische Detailbegriffe rund um diese Suchworte. Dabei ging es dem GCHQ keineswegs nur um mögliche Vorgänge im Nahen Osten, sondern vor allem um die Vorbeugung gegenüber möglichen Anschlägen auf britischem Boden. Abgehört wird im Nahen Osten vor allem in Arabisch, Englisch, Russisch, Farsi (Iran) und einer Reihe von Dialekten.

Fündig wurde GCHQ relativ schnell bei Bombeund Zünder

Dabei fiel dem Abhörpersonal nach dem Absturz rasch auf, dass im Nahen Osten im Mobilfunkverkehr eingehend darüber diskutiert worden war, welche Zünder für welche Typen von Bomben und Einsatzzwecke besonders sinnvoll seien. Sowohl dies, wie auch der unverkennbare zeitliche Zusammenhang mit dem Absturz der Metrojet-Maschine über der ägyptischen Sinai-Region führten zu der Einschätzung, dass der Airbus mit 99,9-prozentiger Sicherheit von einer Bombe zum Absturz gebracht worden war.

Diese hohe Wahrscheinlichkeit veranlasste in London Premierminister David Cameron zu dem umgehenden temporären Startverbot für alle britischen Verkehrsflugzeuge in der Sinai-Region, einer Maßnahme der die russische Regierung nach wenigen Tagen mit einem Flugverbot für die eigenen Maschinen in ganz Ägypten folgte.

Britische Sicherheitsexperten waren auch an Unglücksstelle

Die Regierung in London verlangte aber 100-prozentige Sicherheit über die Absturzursache. Auf den Untersuchungsbericht der verschiedenen Behörden in Ägypten, Russland und Frankreich zu warten, kam nicht infrage, da derartige Berichte wegen der immensen Detailarbeit oft Monate dauern. Das beste Beispiel dafür bot der erst vor wenigen Wochen vorgelegte niederländische Unfallbericht zum zurückliegenden Abschuss der malaysischen Boeing 777, Flug MH17.

Mehr als 100 Tonnen Gepäck der bei dem Flugzeugabsturz auf der Sinai-Halbinsel getöteten russischen Passagiere wurde von einer Militärmaschine IL-76 nach Russland geflogen.

Mehr als 100 Tonnen Gepäck der bei dem Flugzeugabsturz auf der Sinai-Halbinsel getöteten russischen Passagiere wurde von einer Militärmaschine IL-76 nach Russland geflogen.

Quelle: Russische Regierung/Emercom

Ein solcher Zeitbedarf ist für Techniker und Juristen verständlich und akzeptabel, nicht aber für die politische und militärische Führung in Krisenzeiten. Also griff London in die Untersuchungen der Flugzeugtrümmer am Boden ein. Offiziell war das nicht möglich, da weder Flugzeug und Triebwerke, noch Passagiere, Start- und Zielort britisch waren. Dennoch gelangten einige Fachleute an die Unglücksstätte. Sie suchten nach den typischen Metallverformungen bei Explosionen.

Wird ein Flugzeug von außen getroffen, deuten scharfkantige Verformungen an Rumpfblechen nach innen. Hat es aber eine Explosion an Bord gegeben, so richten sich ähnliche Verformungen nach außen. Letzteres stellte sich relativ schnell als gegeben heraus. Damit stieg die ohnehin extrem hohe Wahrscheinlichkeit eines Bombenanschlags noch einmal deutlich. 100 % sind damit aber noch nicht erreicht.

Der noch fehlende letzte Schritt muss von Chemikern kommen

Um die angestrebte Sicherheit über die Absturzursache zu erhalten, sind eingehende chemische Analysen erforderlich, die London nicht im Alleingang unbemerkt in Sinai unternehmen kann. Dabei geht es darum, an Hand winziger Sprengstoff-Niederschläge nachzuweisen, was für eine Bombe es war. Eine Explosion in einem Flugzeug ist theoretisch auch ohne Bombe möglich, beispielsweise durch die Zerstörung eines der Sauerstofftanks.

Das kann zu ähnlichen Beschädigungen der Außenbleche des Flugzeugs führen wie eine terroristische Bombe. Also ist eine eingehende chemische Analyse unumgänglich. Diese dürften von den ägyptischen, französischen und russischen Behörden erfolgen, deren Ergebnisse liegen aber offiziell noch nicht vor.

Die britische Regierung plant als Konsequenz bereits schärfere Auflagen für die Passagier- und Frachtkontrollen auf britischen Flughäfen. Details sind noch nicht bekannt.

 

Ein Beitrag von:

  • Peter Odrich

    Peter Odrich studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Verkehrsbetriebe. Nach 28 Jahren als Wirtschaftsredakteur einer deutschen überregionalen Tageszeitung mit langer Tätigkeit in Ostasien kehrte er ins heimatliche Grossbritannien zurück. Seitdem berichtet er freiberuflich für Zeitungen und Technische Informationsdienste in verschiedenen Ländern. Dabei stehen Verkehrsthemen, Metalle und ostasiatische Themen im Vordergrund.

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