Marmaray-Tunnel eröffnet 30.10.2013, 15:34 Uhr

Mit der Bahn im Zweiminutentakt zwischen Europa und Asien pendeln

Das Jahrhundertprojekt Marmaray-Tunnel ist für den Verkehr freigegeben. Pro Stunde können nun 75 000 Menschen unter dem Bosporus zwischen Europa und Asien pendeln. Nur vier Minuten dauert die Reise unter dem Marmarameer.

Ein schon im Osmanischen Reich gehegter Traum wird wahr: Mit dem Marmaray-Tunnel unter dem Bosporus haben Eisenbahner Europa und Asien verbunden.  

Ein schon im Osmanischen Reich gehegter Traum wird wahr: Mit dem Marmaray-Tunnel unter dem Bosporus haben Eisenbahner Europa und Asien verbunden.  

Foto: dpa/Tolga Bozoglu

Es ist nur eine S-Bahn, aber eine mit großem Symbolcharakter. Erstmals ist der europäische mit dem asiatischen Kontinent durch eine Eisenbahnlinie direkt verbunden. Gestern wurde der Tunnel unter dem Bosporus in Istanbul eingeweiht. In den nächsten zwei Wochen dürfen Pendler diese 2,5 Milliarden Euro teure Verbindung kostenlos nutzen.

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Verantwortlich für die gesamte Signal- und Leittechnik im Marmaray-Tunnel ist die Münchner Firma Siemens. Die Ingenieure und Techniker haben die neue Tunnelverbindung für den Nahverkehr mit einem automatisierten funkbasierten Zugbeeinflussungssystem, mit elektronischen Stellwerken sowie einem Betriebsleitsystem ausgestattet, welches den Verkehr überwacht und Stellwerke und Infrastruktur steuert.

Röhre aus Beton in 56 Metern Tiefe

Eröffnet wurde gestern das Kernstück der „Marmaray“, ein rund 13,6 Kilometer langer Tunnel zwischen Europa und Asien, der in einer 1,4 Kilometer langen und erbebensicheren Röhre aus Beton in 56 Metern Tiefe unter dem Marmara-Meer verläuft. Elf Tunnelelemente aus Beton und Stahl wurden dafür auf dem Grund verankert. Der Tunnel verläuft nun teils unterirdisch, teils als in den Meeresboden eingespülte Röhre. Dieser Tunnel ist das Herzstück eines der größten Verkehrsinfrastrukturprojekte auf der ganzen Welt. Er verbindet unter dem Bosporus die S-Bahnlinien auf der europäischen Seite mit denen auf der asiatischen Seite Istanbuls.

In nur vier Minuten von Europa nach Asien

Im Zwei-Minuten-Takt rollen die Züge nun und transportieren in der Stunde bis zu 75 000 Menschen von Europa nach Asien und zurück. Nur vier Minuten dauert die Fahrt zwischen den beiden Kontinenten vom europäischen Teil Istanbuls in den asiatischen Teil der Stadt. Bisher waren die beiden Teile Istanbuls durch Fährschiffe und zwei Straßenbrücken miteinander verbunden.

Ab 2015 soll der Marmaray-Tunnel auch dem Zugfernverkehr zur Verfügung stehen.

Ab 2015 soll der Marmaray-Tunnel auch dem Zugfernverkehr zur Verfügung stehen.

Quelle: dpa/Tolga Bozoglu

Die Türkei, in U-Bahn-Bauten eher unerfahren, sicherte sich für dieses Mega-Infrastrukturprojekt die Hilfe Japans. Denn Japan hat mit erdbebensicherem Bau eine ziemlich große Erfahrung. Die Konstrukteure des Tunnels unter dem Bosporus versichern, dass dieser auch bei schweren Erdbeben noch sicher ist.

Marmaray nur 20 Kilometer von Verwerfungszone entfernt

Istanbul gilt als extrem erdbebengefährdet. Nur 20 Kilometer vom Marmaray-Tunnel entfernt verläuft die Nordanatolische Verwerfungszone. Diese 900 Kilometer lange tektonisch aktive Zone erstreckt sich durch den Norden der Türkei und das Marmarameer bis hin nach Griechenland. Entlang ihres Verlaufes kommt es immer wieder zu Erdbeben.

Der jetzt eingeweihte und für den öffentlichen Personenverkehr freigegebene Abschnitt ist Teil eines viel größeren Projektes. In einem zweiten Schritt wird der Bahntunnel auch für den Fernverkehr ausgebaut. „Mit dem Marmaray-Projekt sind Peking und London mit einem Schienenkorridor verbunden“, erklärte Süleyman Karaman, Chef der staatlichen türkischen Eisenbahngesellschaft TCDD. Die Strecke soll auch Teilstück einer „eisernen Seidenstraße“ zwischen Asien, dem Nahen Osten und Europa werden.

Bei Bauarbeiten kompletten byzantinischen Hafen entdeckt

Neun Jahre dauerten die Bauarbeiten für den jetzt eröffneten 13,6 Kilometer langen Tunnel, der auch mitten unter der Istanbuler Altstadt verläuft. Beim Bau eines unterirdischen Bahnhofes nahe der Istanbuler Altstadt am europäischen Bosporus-Ufer fanden Archäologen einen kompletten byzantinischen Hafen. Immer noch arbeiten die Forscher rund um die Uhr, um die reichen und wertvollen Funde zu sichern. Darunter befinden sich mehr als 30 Schiffe.

In den kommenden Jahren wird Marmaray weiter ausgebaut. In Europa und in Asien werden noch mehr als 60 Kilometer an ebenerdigen Gleisen verlegt. Dann wird die Fahrt zwischen den Endhaltestellen Gebze auf der asiatischen Seite im Istanbuler Südosten nach Halkali im europäischen Westen der Stadt etwa eine Stunde und 45 Minuten dauern. Das ist nur noch die Hälfte der Zeit, mit der man derzeit rechnen muss.

Jährlich rollen 140 Millionen Fahrzeuge über Istanbul Brücken

Auf den chronisch verstopften Straßen der türkischen Metropole mit rund 15 Millionen Bewohnern sind rund drei Millionen Autos unterwegs. Die beiden bestehenden Brücken über den Bosporus werden jährlich von 140 Millionen Fahrzeugen überquert – das ist fast das Dreifache der ursprünglich anvisierten Kapazität. Eine dritte Brücke, die derzeit im Bau ist und im Jahr 2015 fertig sein soll, wird nur einen Teil dieses Mega-Verkehrs aufnehmen können.

Marmaray soll in das im Ausbau begriffene Metronetz von Istanbul integriert werden. Bis zum Jahr 2030 will die Stadt über knapp 800 Kilometer an Nahverkehrsschienen verfügen, derzeit sind es etwa 124 Kilometer.

Erste Ideen für einen Tunnel gab es schon im Jahre 1860

Neu ist die Idee der Verbindung der beiden Kontinente nicht. Schon 1860 gab es Ideen für einen Tunnel unter dem Bosporus. Damals dachten die Ingenieure an eine Röhre, die auf Pfeiler ruhend zwar tief im Wasser, aber doch über dem Meeresgrund verlaufen sollte. Die damals verfügbaren nicht ausgereiften Techniken versetzten dem Projekt allerdings schnell den Todesstoß. Erst jetzt konnte Marmaray realisiert werden. Ein Kunstwort übrigens, zusammengesetzt aus Marmara, dem in den Bosporus übergehenden Binnenmeer, und „ray“, dem türkischen Wort für Gleis.

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

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