EM 2016 09.06.2016, 14:37 Uhr

Drohnen über EM-Stadien werden mit Abwehrsystem gekapert

Drohnenabwehrsysteme über allen zehn EM-Stadien und 24 Teamhotels, Leibesvisitationen bei Betreten der Fanmeilen, 8000 Überwachungskameras am Flughafen Charles-de-Gaulles: Bei keiner anderen Fußball-EM bislang wurde so viel Sicherheitstechnik eingesetzt wie jetzt in Frankreich. Drohnen, die sich einem Stadion nähern, werden gekapert.

Bewaffnete Soldaten in der Fanmeile unter dem Eiffelturm: 10.000 Soldaten sind während der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich im Einsatz, um Anschläge zu verhindern.

Bewaffnete Soldaten in der Fanmeile unter dem Eiffelturm: 10.000 Soldaten sind während der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich im Einsatz, um Anschläge zu verhindern.

Foto: Filip Singer/dpa

Vor zwei Szenarien haben die französischen Sicherheitskräfte die meiste Angst: ein Anschlag per Drohne in einem der zehn EM-Stadien oder ein Selbstmordanschlag in einer der großen Fanmeilen. Und deshalb sind dort, wo sich besonders viele Menschen aufhalten, die Sicherheitsvorkehrungen am größten.

Über allen zehn EM-Stadien und den 24 Trainingslagern der 24 EM-Mannschaften wurden Flugverbote ausgesprochen. Zudem nutzt Frankreich ein Drohnenabwehrsystem, das verhindern soll, dass Bomben oder gefährliche Chemikalien mit Drohnen in die Arenen geflogen und dort gezündet werden. Um welches System es sich handelt, ist nicht bekannt.

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Dass die Gefahr einer Drohne in Fußballstadien realistisch ist, zeigte des EM-Qualifikationsspiel im Oktober 2014 zwischen Serbien und Albanien in Belgrad. Damals flog plötzlich eine Drohne durchs Stadion mit einer Flagge für die Gründung eines Groß-Albaniens. Es kam zu Tumulten und Prügeleien, der Schiedsrichter musste die Partie abbrechen.

Eine Drohne zog beim EM-Qualifikationsspiel am 14. Oktober 2014 zwischen Serbien und Albanien eine Fahne für Groß-Albanien durchs Stadion in Belgrad. Daraufhin gab es Tumulte, das Spiel wurde abgebrochen.

Eine Drohne zog beim EM-Qualifikationsspiel am 14. Oktober 2014 zwischen Serbien und Albanien eine Fahne für Groß-Albanien durchs Stadion in Belgrad. Daraufhin gab es Tumulte, das Spiel wurde abgebrochen.

Quelle: dpa/Srdjan Suki

Kommt Drohnenabwehrsystem von Airbus zum Einsatz?

„Die Technik wird dafür sorgen, dass wir die Kontrolle über die Drohnen erlangen, sobald wir sie bemerken“, sagte der Sicherheitschef der EM, Ziad Khoury, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP. Dieser Hinweis deutet darauf hin, dass die Franzosen auf das von Airbus im September 2015 vorgestellte Abwehrsystem zurückgreifen könnten.

Das Stade Velodrome in Marseille: Über allen zehn EM-Stadien wurde ein Flugverbot verhängt. Drohnen werden von einen Abwehrsystem schon frühzeitig erkannt und deren Steuerung gekapert.

Das Stade Velodrome in Marseille: Über allen zehn EM-Stadien wurde ein Flugverbot verhängt. Drohnen werden von einen Abwehrsystem schon frühzeitig erkannt und deren Steuerung gekapert.

Quelle: Guillaume Horcajuelo/dpa

Airbus Defence and Space hat ein Drohnenabwehrsystem entwickelt, das anfliegende Drohnen bereits in einer Entfernung von fünf bis zehn Kilometern entdeckt. „Es identifiziert die Drohnen anhand der Daten von Radarsystemen, Infrarotkameras und Funkpeilgeräten“, sagte Thomas Müller, Leiter des Bereichs Electronics von Airbus Defence and Space, im September bei der Vorstellung des Systems.

„Als Spezialist auf dem Gebiet der Verteidigungselektronik besitzen wir alle erforderlichen Technologien und Integrationskenntnisse, um ein schnell einsetzbares Schutzsystem mit einer extrem niedrigen Falschalarmrate herzustellen.“ Ist die Drohne entdeckt, wird sie nicht einfach abgeschossen oder zum Absturz gebracht. Das wäre zu gefährlich.

Airbus hat ein Drohnenabwehrsystem entwickelt, das die Verbindung zwischen Drohne und Pilot kappt. Anschließend wird die Drohne von Sicherheitskräften gesteuert und zum Landen gebracht.

Airbus hat ein Drohnenabwehrsystem entwickelt, das die Verbindung zwischen Drohne und Pilot kappt. Anschließend wird die Drohne von Sicherheitskräften gesteuert und zum Landen gebracht.

Quelle: Airbus

Abwehrsystem übernimmt die Steuerung der Drohnen

Vielmehr unterbricht das Airbus-System mit dem Namen „SMART Responsive Jamming Technology“ die Funkverbindung zwischen Drohne und Piloten und ermittelt über ein Peilgerät sogar die Position des Piloten, damit dieser sofort festgenommen werden kann. Dabei wird mit Störsignalen aber nur die von den potentiellen Tätern genutzte Funkfrequenz gestört, nicht aber der übrige für die EM wichtige Funkverkehr.

Die deutsche Fußballnationalmannschaft beim Training in Evian: Für die Trainingsplätze aller 24 EM-Mannschaften gilt ein Flugverbot für Drohnen.

Die deutsche Fußballnationalmannschaft beim Training in Evian: Für die Trainingsplätze aller 24 EM-Mannschaften gilt ein Flugverbot für Drohnen.

Quelle: Christian Charisius/dpa

Anschließend übernimmt das Airbus-System die Steuerung der Drohne. „Da die Störtechnologie flexible Sende- und Empfangstechniken besitzt, sind auch anspruchsvollere Funktionen möglich, wie etwa die Klassifizierung der Fernsteuerung und das GPS-Spoofing. Dadurch kann nicht nur effektiv und zielgerichtet gestört, sondern sogar die Drohnensteuerung übernommen werden“, so Müller.

Das System sollte im Juni diesen Jahres einsatzfähig sein, so Airbus damals. Also genau passend zur EM. Erprobt wurde das Abwehrsystem laut Airbus bereits in Tests in Deutschland und Frankreich. Im April haben die französischen Sicherheitskräfte bereits in Saint-Etienne das Szenario eines Chemiewaffenangriffs per Drohne geübt. Saint-Etienne ist einer der zehn Austragungsorte.

Das britische Drohnenabwehrsystem AUDS entdeckt Drohnen und macht sie mit Radiowellen unschädlich. 

Das britische Drohnenabwehrsystem AUDS entdeckt Drohnen und macht sie mit Radiowellen unschädlich.

Quelle: Blighter Surveillance Systems

Britische Unternehmen haben ein ähnliches System entwickelt. Auch die Briten unterbrechen den Funkkontakt und übernehmen die Steuerung der Drohne. Das System nennt sich AUDS.

51 EM-Spiele müssen vor Anschlägen geschützt werden

51 Spiele muss Frankreich während der EM sichern. Dazu setzt das Land 10.000 Soldaten ein. Hinzu kommen noch Tausende Mitarbeiter privater Sicherheitsdienste. Großes Public Viewing wird es in Frankreich nur in den zehn EM-Städten geben, weil sich die Sicherheitskräfte nicht in der Lage sehen, noch mehr große Fanmeilen zu schützen.

Als besonders gefährdet gelten die drei größten Fanmeilen in Paris unter dem Eiffelturm, wo bis zu 92.000 Fans Platz haben, sowie die Fanmeilen am Prado-Strand in Marseille (80.000 Fans) und in Bordeaux (62.000). Auf allen Fanmeilen gelten dieselben Sicherheitsstandards wie in den Fußballstadien. Das heißt: Die Plätze können nicht frei betreten werden. Jeder Fan wird durchsucht, es werden Videokameras, Metalldetektoren und Spürhunde eingesetzt. Taschen sind auf den Fanmeilen verboten.

Fanzone zur Europameisterschaft in Lens: Nur nach Leibesvisitation, nach Chech mit einem Metalldetektor und ohne Taschen darf man die Fanzonen während der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich betreten.

Fanzone zur Europameisterschaft in Lens: Nur nach Leibesvisitation, nach Chech mit einem Metalldetektor und ohne Taschen darf man die Fanzonen während der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich betreten.

Quelle: Shawn Thew/dpa

Aber auch schon bei der Einreise nach Frankreich werden die Fans gescannt. So sind allein am Flughafen Charles-de-Gaulle bei Paris, dem wichtigsten Flughafen des Landes, 8000 Videokameras im Einsatz. Dort werden jeden Tag 180.000 Passagiere abgefertigt. Charles-de-Gaulle ist nach London der zweitgrößte Flughafen Europas. Dort war auch die abgestürzte Egypt-Air-Maschine gestartet, die Mitte Mai im Mittelmeer abgestürzt ist.

Geheimdienst sieht hohe Bedrohung in Frankreich

Der Chef des französischen Inlandsgeheimdienstes, Patrick Calvar, äußerte sich im Vorfeld der EM besorgt. „Wir laufen Gefahr, mit neuen Formen von Angriffen konfrontiert zu werden“, sagte der Geheimdienstchef. So ist inzwischen bekannt, dass islamische Terroristen aus Brüssel, die die Pariser Anschläge im November 2015 im Stadion de France und in Paris durchgeführt haben, auch für die Europameisterschaft Anschläge geplant hatten.

Bewaffnete Sicherheitskräfte am Place du Trocadero in Paris: Der französische Geheimdienst geht von einem hohen Anschlagsrisiko aus. 

Bewaffnete Sicherheitskräfte am Place du Trocadero in Paris: Der französische Geheimdienst geht von einem hohen Anschlagsrisiko aus.

Quelle: Peter Kneffel/dpa

Calvar sieht weitere Akteure, die die EM nutzen könnten. „Al-Qaida wird sein Image aufpolieren wollen“, so Calvar. „Früher oder später wird sie einen spektakulären Angriff versuchen, damit sie wieder Aufmerksamkeit erlangt und erneut rekrutieren kann.“

Zehn Millionen Fußballfans werden in Frankreich erwartet, davon zweieinhalb Millionen in den Stadien. Die übrigen werden die EM auf den Fanmeilen und in den zehn EM-Städten feiern. Das Endspiel findet am 10. Juli im Stade de France statt. Wer Europameister wird? Frankreich oder Deutschland – das haben jedenfalls Statistiker aus Österreich errechnet.

 

Ein Beitrag von:

  • Axel Mörer-Funk

    Axel Mörer-Funk ist Gesellschafter der Medienagentur S-Press in Bonn. Nach einem Volontariat beim Bonner Generalanzeiger und dem Besuch der Journalistenschule Hamburg arbeitete er u.a. als freier Journalist für dpa, Bunte und Wirtschaftswoche.

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