Therapie gegen Krebs 16.11.2015, 10:41 Uhr

Schwere Ionen zerstören Tumoren mit unvorstellbarer Präzision

Diese Maschine in Marburg wird viele Leben in ganz Deutschland retten: Im Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum werden Krebszellen mit Hilfe schwerer Kohlenstoff-Ionen millimetergenau zerstört. Auch an Stellen im Menschen, an denen sonst kaum noch Hilfe möglich ist. Weltweit gibt es nur wenige Anlagen dieser Art.

Vorbild für Marburg: die Ionenstrahlanlage der Uniklinik Heidelberg. Sie beschleunigt Ionen auf über 70 % der Lichtgeschwindigkeit, um damit millimetergenau Krebsgewebe zu zerstören.

Vorbild für Marburg: die Ionenstrahlanlage der Uniklinik Heidelberg. Sie beschleunigt Ionen auf über 70 % der Lichtgeschwindigkeit, um damit millimetergenau Krebsgewebe zu zerstören.

Foto: Uniklinik Heidelberg

Vergangene Woche sind im neuen Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum, das gemeinsam von der Uniklinik Heidelberg und dem Rhön-Klinikum getragen wird, die ersten Patienten behandelt worden. Die Klinik gehört zu den wenigen Zentren weltweit, die diese neuartige Therapie zur Krebsbekämpfung ermöglichen. Die Tumoren der Kranken werden dort wahlweise mit Protonen oder elektrisch positiv geladenen Kohlenstoffmolekülen beschossen.

Diese Schwerionen dringen bis zu 30 cm tief in den Körper ein, ohne auf ihrer Bahn Schaden anzurichten. Erst im Tumor entfalten sie ihre für die Krebszellen verheerende Wirkung. Die Therapie ist um bis zu 90 % effektiver als beispielsweise die Behandlung mit Röntgenstrahlen.

Top Stellenangebote

Zur Jobbörse
Stadtbetrieb Wetter (Ruhr)-Firmenlogo
Bauingenieur/in (m/w/d) Fachrichtung Tiefbau / Straßenbau Stadtbetrieb Wetter (Ruhr)
Wetter (Ruhr) Zum Job 
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
Brandschutzbeauftragte*r mit Zusatzfunktionen Tram (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Planungsingenieur (w/m/d) Streckenplanung Die Autobahn GmbH des Bundes
Uwe Wenzel WW-Personalkonzepte e.K.-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Wärmepumpensysteme und Regelungen Uwe Wenzel WW-Personalkonzepte e.K.
Großraum Hamburg Zum Job 
Landeshauptstadt München-Firmenlogo
Verkehrsingenieur*innen für die Verkehrswende (w/m/d) Landeshauptstadt München
München Zum Job 
Framatome-Firmenlogo
Ingenieur (m/w/d) für nukleare Entsorgung Framatome
Karlstein am Main, Erlangen Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
Bauingenieur als Bauwerksprüfer (w/m/d) Die Autobahn GmbH des Bundes
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Projektingenieurin / Projektingenieur (w/m/d) Verfahrenstechnik Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Technische Universität Graz-Firmenlogo
Universitätsprofessur für Nachhaltige Antriebssysteme und angewandte Thermodynamik (m/w/d) Technische Universität Graz
Graz (Österreich) Zum Job 
Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)-Firmenlogo
Projektingenieurin / Projektingenieur (w/m/d) Elektrotechnik Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR)
Lübeck Zum Job 
Die Autobahn GmbH des Bundes-Firmenlogo
(Umwelt-)Ingenieur (w/m/d) für Boden, Abfall, Altlasten und Georisiken Die Autobahn GmbH des Bundes
Nürnberg Zum Job 
Fuest Familienstiftung-Firmenlogo
Bauzeichner, Bautechniker oder Innenarchitekt (m/w/d) Fuest Familienstiftung
Timm Technology GmbH-Firmenlogo
Sales Manager / Vertriebsingenieur (m/w/d) Timm Technology GmbH
Reinbek Zum Job 
Caljan GmbH-Firmenlogo
Maschinenbauingenieur / Konstrukteur Sondermaschinenbau (m/w/d) Caljan GmbH
Halle (Westfalen) Zum Job 
Stadtwerke München GmbH-Firmenlogo
(Senior) Projektmanager*in Niederspannung (m/w/d) Stadtwerke München GmbH
München Zum Job 
DFS Deutsche Flugsicherung GmbH-Firmenlogo
Ingenieur* Produktmanagement für Navigationsdienste DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
Langen (Hessen) Zum Job 
VAHLE-Firmenlogo
Ingenieur Automatisierungs- und Steuerungstechnik (m/w/d) VAHLE
Kamen, Großraum Dortmund Zum Job 
Grünecker Patent- und Rechtsanwälte PartG mbB-Firmenlogo
Patentingenieur (m/w/d) der Fachrichtung Physik und/oder Elektrotechnik mit der Möglichkeit zur Ausbildung zum "European Patent Attorney (m/w/d/)" Grünecker Patent- und Rechtsanwälte PartG mbB
München Zum Job 
DFS Deutsche Flugsicherung GmbH-Firmenlogo
Flugsicherungsingenieur (w/m/d) DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
Grünecker Patent- und Rechtsanwälte PartG mbB-Firmenlogo
Europäischer Patentanwalt (m/w/d) der Fachrichtung Physik, Informatik, Elektrotechnik oder Nachrichtentechnik Grünecker Patent- und Rechtsanwälte PartG mbB
München Zum Job 
Das Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum kann jetzt mit Ionenstrahlen gezielt Krebszellen zerstören. Dabei wird gesundes Gewebe vollkommen geschont.

Das Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum kann jetzt mit Ionenstrahlen gezielt Krebszellen zerstören. Dabei wird gesundes Gewebe vollkommen geschont.

Quelle: Uwe Zucchi/dpa

Weil sich der Ionenstrahl millimetergenau positionieren lässt, ist diese Therapie vor allem für Tumoren geeignet, die nah an Nerven und Organen liegen, die keinesfalls zerstört werden dürfen. Behandlungszentren, die ausschließlich mit weniger wirksamen Protonen arbeiten, sind, relativ weit verbreitet. Einrichtungen, die auch schwere Ionen wie Kohlenstoff einsetzen, gibt es dagegen nur wenige.

Behandlung dauert nur wenige Minuten

Mediziner und Physiker haben die Ionenstrahl-Therapie am Beschleuniger der Darmstädter Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) entwickelt. Die Kohlenstoff-Ionen werden durch elektromagnetische Felder auf über 70 % der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Dann werden sie ausgekoppelt und millimetergenau auf den Tumor gelenkt. Die Behandlung dauert nur Minuten. Oft sind alle Krebszellen bereits nach wenigen Bestrahlungen abgetötet. Das Gerät der GSI konnte aber nur wenigen Patienten helfen, weil der Teilchenbeschleuniger für zahlreiche andere Forschungsvorhaben benötigt wird.

In dieser 670 t schweren Anlage werden die Kohlenstoff-Ionen durch elektromagnetische Felder auf über 70 % der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Dann werden sie ausgekoppelt und millimetergenau auf den Tumor gelenkt.

In dieser 670 t schweren Anlage werden die Kohlenstoff-Ionen durch elektromagnetische Felder auf über 70 % der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Dann werden sie ausgekoppelt und millimetergenau auf den Tumor gelenkt.

Quelle: Universität Heidelberg

Die erste Anlage, die ausschließlich zur Behandlung von Krebspatienten dient, errichtete das Universitätsklinikum Heidelberg. Die dort arbeitenden Mediziner und Physiker sind gewissermaßen Paten der Marburger Einrichtung. Gebaut wurde das Marburger Zentrum von der Siemens AG, die auch an der Fertigstellung der Heidelberger Anlage beteiligt war. Diese besitzt eine besonders aufwendige Gantry, das ist ein 670 t schwerer äußerst beweglicher Stahlkoloss, der den Ionenstrahl beliebig lenken kann, sodass selbst schwerst zugängliche Tumoren getroffen werden können.

Eine eindrucksvolle Animation hat die Uniklinik Heidelberg ins Netz gestellt. Das Marburger Zentrum ist mit einer weit weniger komplexen Gantry ausgestattet.

Kopf wird mit einer Maske fixiert

Die Behandlung beginnt mit der Planung der Bestrahlungsstrategie auf Grund dreidimensionale tromographischer Bilder des Tumors und seiner Umgebung. Festgelegt werden die Dauer der Bestrahlung, der Weg, den der Strahl nehmen soll, und die Tiefe, in der er die Krebszellen zerstört. Während der Bestrahlung müssen die Patienten absolut ruhig liegen, damit der Ionenstrahl kein gesundes Gewebe trifft.

Prof. Jürgen Debus, wissenschaftlich-medizinischer Leiter des Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrums, und Prof. Rita Engenhart-Cabillic, Ärztliche Direktorin der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Gießen-Marburg, nehmen das neue Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum in Betrieb.

Prof. Jürgen Debus, wissenschaftlich-medizinischer Leiter des Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrums, und Prof. Rita Engenhart-Cabillic, Ärztliche Direktorin der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Gießen-Marburg, nehmen das neue Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum in Betrieb.

Quelle: Rhön-Klinikum AG

Bei der Bestrahlung eines Hirntumors wird der Kopf des Patienten in eine Kunststoffhülle mit Löchern für Augen und Nase eingesperrt. Die Maske wird mit der Behandlungsliege verschraubt. Ähnliche Fixierungsmöglichkeiten werden bei Tumoren in anderen Bereichen des Körpers eingesetzt. Die Liegen, die sich um sechs Achsen bewegen lassen, werden computergesteuert in die optimale Position gefahren, sodass der Tumor präzise getroffen werden kann.

Ziel der Marburger Klinik ist spätestens in zwei Jahren die Behandlung von 700 Patienten jährlich. Diese Zahl soll dann weiter gesteigert werden, so dass jährlich mehr als 1000 Patienten bestrahlt werden können.

 

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.