Heiko Mell 01.01.2016, 12:35 Uhr

Wie geht es nach MBA-Abschluss weiter?

Frage: An dieser Stelle ein Dankeschön für die Beantwortung der Leser-Fragen in den VDI nachrichten, die ich seit Beginn meines Studiums 1985 fast ununterbrochen bis heute mit großem Interesse verfolge.
Ich bin über Mitte 30, als Technischer Verkaufs-Manager bei einem größeren Unternehmen tätig, jedoch bisher ohne Verantwortlichkeiten wie Personal-Führung, Budget-Verantwortung etc.
Gegen Ende dieses Jahres schließe ich mein eigenfinanziertes und dem jetzigen Arbeitgeber nicht bekanntes zusätzliches MBA-Studium (Schwerpunkt Marketing/Vertrieb) ab – und frage mich, wie es jetzt weitergeht.

1. Wie sehen Sie die Karriere-Chancen eines Dipl.-Ing. (TU) mit mehrjähriger Berufserfahrung nach MBA-Abschluss?
2. Wie sollte ich ggf. weiter verfahren (wie bewerbe ich mich wo auf welche Stellen)?
3. Welche Verantwortlichkeiten sind ein „MUSS“ für einen MBA/Dipl.-Ing.?
4. In welchem Vergütungsbereich sehen Sie da ein Jahresgehalt zzgl. variablen Anteilen (welche genau?) angesiedelt?

Antwort:

Sie machen einen großen – wenn auch verständlichen – Denkfehler. Er wird deutlich, wenn ich Ihre Fragen erst einmal sachlich knapp beantworte:

Zu 1: Etwa so wie die eines TU-Ingenieurs ohne MBA. Denn auch der kann Vorstand werden – und mehr ist nicht drin.

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Zu 2: Bewerben Sie sich logischerweise um Stellen, in denen ein MBA-Zweitstudium für TU-Ingenieure gefordert werden. Sie werden sich über die Anzahl solcher Inserate wundern – es gibt so gut wie keine.

Zu 3: Keine. So wie es auch nichts gibt, was ein Nur-Dipl.-Ing. mindestens verantworten muss.

Zu 4: Ein Vorstand mit MBA verdient nicht mehr als ein Vorstand ohne. Das gilt auch für Abteilungsleiter und alle anderen. Der Job bestimmt das Gehalt – nicht vorrangig die individuelle Qualifikation des zufälligen Stelleninhabers (gilt auch für Bundeskanzler, beispielsweise).

Als Fazit will ich eines meiner gefürchteten Beispiele bilden: Stellen Sie sich vor, Sie haben ein schönes, großes Auto der gehobenen Mittelklasse. Dort lassen Sie sich einen zusätzlichen Kompressor einbauen, der deutlich mehr PS „bringt“. Und nun fragen Sie eine Automobil-Zeitung:

– Auf welchen Straßen fährt man mit solch einem Wunder-Auto?

– Welche Chancen habe ich, bei einer Fahrt von Hamburg nach Köln schneller am Ziel zu sein?

– Wie schnell muss ich in Zukunft immer mindestens fahren?

Und dann antworten die: „Sie fahren auf denselben Straßen wie die anderen Autos ohne Kompressor auch. Und Sie zockeln brav Ihre 17 km auf enger Landstraße hinter einem Lkw her und können oder dürfen nicht überholen wie früher auch. Mit 280 PS sind Sie kaum messbar schneller in Köln als mit 180 (ich weiß, dass es kW heißt, aber jeder Autofahrer sagt PS). Was den Marktwert angeht: Schauen Sie in die Kleinanzeigen unter Pkw-Kaufgesuche und prüfen Sie, wie oft ein solches Auto gesucht wird.

Andererseits: Es macht mehr Spaß. Sie können ein Schild `mit Kompressor‘ hinten draufkleben. Sie haben bei bestimmten (seltenen heutzutage) Überholchancen mehr Potenzial zur Verfügung. Und wenn es einmal ‚eng‘ wird, können Sie sich auf mehr Spurtkraft verlassen und manch brenzliger Situation davonfahren. Ob sich das lohnt? Für den Durchschnittsfahrer nicht. Für den, der ‚vorsichtshalber‘ stets über maximale Kraftentfaltung verfügen will (um jederzeit für alles gerüstet zu sein) durchaus. Und manchmal, manchmal sind Sie natürlich auch ein wenig schneller am Ziel. Aber seien Sie beruhigt: Schaden wird der Einbau absolut nicht.“Ersparen Sie mir den Hinweis, dass Beispiele hinken, dass man hier auch die Bremsen, das Fahrwerk, das Getriebe usw. hätte verändern müssen, dass höhere Unterhaltskosten entstanden wären und der TÜV sehr misstrauisch geschaut hätte. Aber das Prinzip wird deutlich.

In beiden Fällen ist der Hauptvorteil: Sie fühlen sich besser, sind umfassender auf jede denkbare Anforderung an Kraftentfaltung vorbereitet, „fahren“ selbstbewusster, stellen sich Herausforderungen gelassener. Und Sie möchten hinterher nie mehr ohne diese Zusatzqualifikation sein.

Nun ohne Auto: So wie Sie denken viele Menschen, die ein Zweit-, Aufbau- oder Zusatzstudium absolvieren. Jetzt, so meinen sie, seien sie deutlich „mehr“ als vorher, müssten deutlich andere, exakt auf ihre Qualifikation zugeschnittene Aufgaben haben, mehr Geld verdienen etc. Als ersten Schritt kündigen sie beim heutigen Arbeitgeber, weil sich die Quälerei des berufsbegleitenden Zusatzstudiums (es ist eine) ja lohnen muss.

Und das alles ist falsch! Jede Art von Zweitstudium erweitert Ihre Möglichkeiten – aber vielleicht die in fünf Jahren oder in zehn. Sie werden vielleicht in sieben Jahren bei einer Positionsbesetzung bevorzugt, weil Sie Ihre Zusatzqualifikation haben, weil Sie mehr von Betriebswirtschaft, Kosten, Investitionsrechnung, Erträgen etc. verstehen als der „reine“ Ingenieur. Sehr nützlich ist auch der mit dem MBA verbundene „internationale Touch“. Und bei der täglichen Berufsausübung hilft das zusätzliche Wissen. Sie können mit mancher Ausarbeitung, manchem Vorschlag, mancher Idee glänzen – oder vielleicht in einer Besprechung in Anwesenheit eines Top-Managers einen besonders klugen Satz sagen und damit Ihre Karriere fördern.

Sagen wir es so: Die beim MBA-Zusatzstudium erworbene Qualifikation schadet niemals. Sie nützt insgesamt und auf das weitere Berufsleben bezogen ganz bestimmt. Ob sie aber gemessen in Karriere- oder Gehaltsfortschritten so stark nützt, dass sich der Gesamtaufwand „lohnt“, ist völlig offen. Dass Menschen mit MBA-Zusatz es oft besonders weit bringen, beweist nichts! Sie sind aktiv, ehrgeizig, zur Investition in die eigene Karriere bereit – und hätten es auch „ohne“ zu mehr gebracht als der Durchschnitt.

Und nun ganz zum Schluss: Natürlich gibt es einzelne Positionen, die jetzt gerade wegen des Zusatzstudiums erreichbar werden. Spontan fallen mir Laufbahnen bei namhaften Unternehmensberatungen ein. Bei jeder Art von Bewerbungen um Führungspositionen wird der MBA Ihre Chancen verbessern – außer Sie beginnen jeden Satz mit: „Ich als Master of …“Und als Tipp: Besonders weit kommen Sie mit künftigen Bewerbungen, wenn Sie sich vorrangig auf eine Ihrer beiden Qualifikationen stützen und die andere als Zusatz „im Gepäck“ führen. Also Sie sind z. B. MBA – und für Spezialfälle auch noch Dipl.-Ing. Oder umgekehrt. Aber suchen Sie nicht krampfhaft nach Positionen, für die man Dipl.-Ing. + MBA sein muss (ich weiß, dass Ihnen das schwer fallen wird). Eine Karrieregarantie ist der MBA nicht – es kommt auf die Persönlichkeit dahinter an (wie immer).

Sehen Sie, ich bin Personalberater und von der Ausbildung her Wirtschaftsingenieur. Letzteres hätte es nicht gebraucht – niemand muss das sein, um als Berater in meinem Metier arbeiten zu können, viele Alternativen sind denkbar. Aber als diese Serie in dieser Zeitung zur Diskussion stand, hat mir plötzlich der „Ingenieur“ doch sehr geholfen – ob man damals auf meine Vorschläge gehört hätte, wäre ich beispielsweise Soziologe gewesen, ist völlig offen.

Kurzantwort:

Jede Zusatzqualifikation ist irgendwie nützlich und kann eigentlich niemals schaden. Das gilt insbesondere für den MBA oder den Dipl.-Wirtsch.-Ing. für Ingenieure. Aber eine „automatisch“ steilere Karriere oder ein garantiert höheres Einkommen ist damit nicht verbunden. Viele sind mit „nur“ einer Ausbildung Vorstand geworden (haben dann aber zusätzliche Kenntnisse auf anderen Wegen erworben).

Frage-Nr.: 1709
Nummer der VDI nachrichten Ausgabe: 44
Datum der VDI nachrichten Ausgabe: 2002-11-08

Ein Beitrag von:

  • Heiko Mell

    Heiko Mell ist Karriereberater, Buchautor und freier Mitarbeiter der VDI nachrichten. Er verantwortet die Serie Karriereberatung innerhalb der VDI nachrichten.  Hier auf ingenieur.de haben wir ihm eine eigene Kategorie gewidmet.

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