Gesundheit 01.06.2001, 17:29 Uhr

Wadenwickel sind die besseren Fiebersenker

„Man gebe mir die Macht, Fieber zu erzeugen, und ich heile alle Krankheiten.“ Starke Worte des griechischen Heilers Parmenides, der im 5. Jahrhundert v. Chr. lebte. Heute wissen viele Ärzte die erhöhte Körpertemperatur nicht mehr so zu schätzen und sind mit Fieber senkender Arznei schnell bei der Hand. Ein Fehler!

Fieber kann den Heilungsprozess fördern und sollte nicht automatisch bekämpft werden“, betont Prof. Bernhard Ruf, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie. Fieber drängt Erreger im Körper zurück und setzt Abwehrprozesse in Gang. Ein weiterer Vorteil des Fiebers: „Es gibt dem Arzt wichtige Hinweise für die Diagnose und für die Therapie“, so Ruf.
Verschiedene Krankheiten haben verschiedene Fieberverläufe: Fieber zum Beispiel, das ständig über 39 °C bleibt, ist charakteristisch für eine Herzklappenentzündung oder auch für Typhus, zackelt die Fieberkurve hin und her, könnte es sich beispielsweise um eine Blutvergiftung handeln. „Senkt man das Fieber zu früh, verdeckt man die Krankheit dahinter“, warnt der Infektiologe.
Fieber ist nur ein Symptom, also keine eigenständige Krankheit. Es ist ein Zeichen dafür, dass der Körper mit Keimen oder Giften kämpft. Kommen die Abwehrzellen mit Eindringlingen in Kontakt, produzieren sie fieberanregende Signalstoffe, so genannte Pyrogene. Diese gelangen ins Gehirn und verstellen dort den Sollwert des Temperaturzentrums: Die Körpertemperatur steigt.
Die vermehrte Wärme im Körper beschleunigt sämtliche Prozesse im Organismus, einschließlich der Abwehrreaktion. In der volkstümlichen Heilkunde und in der Schulmedizin Anfang des 19. Jahrhunderts hat man die abwehrsteigernde Wirkung des Fiebers bewusst genutzt, indem man Fieber erzeugende Stoffe spritzte, um Infektionen zu bekämpfen, z.B. abgetötete Malariaparasiten gegen Syphilis.
Für einen Erwachsenen ist Fieber bis 41 °C zwar sehr unangenehm, aber laut Deutscher Arzneimittelkommission ungefährlich, sofern der Körper nicht gleichzeitig durch andere Krankheiten geschwächt ist. „Ein gesunder 40-Jähriger zum Beispiel kann hohes Fieber gut aushalten, sofern er viel trinkt“, bemerkt Ruf.
Viel trinken? Das ist für kleine Kinder (s. Kasten) und ältere Menschen ein Problem. Sie können gar nicht so viel Flüssigkeit zu sich nehmen, wie der fiebernde Organismus bräuchte. Bei ihnen sollte Fieber ab 39 °C gesenkt werden. Setzt man bei einem gesunden Erwachsenen dagegen zu schnell Fieber senkende Medikamente ein, so genannte Antipyretika, kann sich die Heilung von Infektionen verzögern.
Einige Studien haben gezeigt, dass bei Freiwilligen, die mit Erregern für Schnupfen, Windpocken oder Influenza infiziert wurden und Antipyretika bekamen, die Krankheit länger dauerte als bei Personen, deren Fieber nicht gesenkt wurde. Untersuchungen an Kindern mit Malaria zeigten, dass die Aktivität der Abwehrzellen nach Gabe eines Antipyretikums reduziert war. Ein weiteres Ergebnis der Malaria-Studien: Das Antipyretikum mit dem Wirkstoff Paracetamol, zusammen eingesetzt mit Wadenwickeln, senkte das Fieber nicht stärker als Wadenwickel allein.
Eine schonende Alternative zu Fieber senkenden Arzneimitteln sind also nach wie vor die bewährten Wadenwickel. Sie senken nur die Temperatur, schalten aber das Immunsystem nicht aus. Die Antipyretika dagegen hemmen die Synthese von Entzündungsstoffen, den Prostaglandinen, die bei der Körperabwehr eine Rolle spielen und u.a. Entzündungen, Körpertemperatur und Schmerzempfinden steigern. Deshalb sind alle Fiebermittel gleichzeitig auch Mittel gegen Rheuma und Schmerzen.
Medikamente, die ausschließlich das Fieber senken, gibt es nicht. Von daher muss man bei den Antipyretika auch das Risiko von Nebenwirkungen, wie Magenbeschwerden, Leber- und Nierenschäden, in Kauf nehmen. Wegen ihrer umfassenden Wirkung verbessern Antipyretika aber auch deutlich das subjektive Wohlbefinden – was die Nachfrage bei den Patienten erklärt: „Die Patienten wollen möglichst schnell wieder fit werden und bestehen auf einem Medikament“, berichtet der Berliner Allgemeinarzt Dr. Thomas Georgi. Wenn man wirklich arbeiten oder Kinder versorgen muss oder wenn man niemanden hat, der einen bei hohem Fieber pflegt, dann ist die Chemie schon praktisch. Aber medizinisch gesehen ist sie nicht unbedingt sinnvoll. ANKE NOLTE

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Tipps für Fieberzeiten

Jede Menge Wasser und Kräutertee

Viel trinken, am besten Mineralwasser, Tee und Säfte. Faustregel: Pro 1 °C Temperaturerhöhung 1 l mehr Flüssigkeit trinken (1,5 l sollte man zu sich nehmen, wenn man gesund ist). Nicht baden, nicht in die Sauna und möglichst nicht ins Freie gehen, sondern am besten Bettruhe einhalten. Wadenwickel nicht bei kalten Beinen, nicht in der Phase, wo das Fieber noch steigt (Frostphase). Keine kalten, sondern lauwarme Wickel. Das Fieber am besten im After, im Mund oder im Ohr messen – so liegt man näher an der Körperkerntemperatur. Zum Arzt gehen oder den Arzt kommen lassen, wenn das Fieber anhaltend über 39 °C liegt oder unklar ist, woher das Fieber kommt. Noch einen fieberfreien Tag zu Hause verbringen. An

Fieber bei Kindern

Nicht höher als 39,5 °C

Kinder fiebern schneller und höher als Erwachsene. Die Kleinen können hohes Fieber aber weniger gut aushalten, weil sie weniger Wasserreserven im Körper haben. Ab 39,5 °C sollte man unverzüglich das Fieber senken, rät Dr. Rolf Wartner, Oberarzt an der Kinderklinik des Berliner Virchow-Klinikums. Paracetamol-Fieberzäpfchen gelten bei Kindern als bestes Fiebermittel. Acetylsalicylsäure darf dagegen bei Kindern und Jugendlichen nicht angewendet werden wegen der Gefahr des seltenen, aber lebensbedrohlichen Reye-Syndroms (Verfettung der Leber mit Leberausfall). „Wenn sich mit Medikamenten kein Erfolg einstellt, sollten die Eltern es zusätzlich mit physikalischen Maßnahmen probieren“, so Dr. Wartner. Wadenwickel dürfen nur angelegt werden, wenn die Beine warm sind. Andernfalls empfiehlt es sich, den Burstkorb des Kindes mit lauwarmem Wasser abzureiben. an

Ein Beitrag von:

  • Anke Nolte

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